Vom Balkan über Leipzig bis nach Brasilien:
Fanfare Ciocarlia: Onwards to Mars (Asphalt Tango)
Mit Turbo-Brass ins Weltall
Was tun, wenn man alle Kontinente des Erdballs erobert hat? Nur noch die Eroberung fremder Planeten. „Onward to Mars“ ist die Devise, die sich die „schnellste Gipsy-Blaskapelle der Welt“ zu ihrem 20. Bandjubiläum gegeben hat. Zu diesem Anlass lässt es die Band aus Zece Prăjini, einem Kaff im Nordosten Rumäniens, ordentlich krachen, und bietet den Balkan-Partysound, der sie berühmt gemacht hat, und mehr. Mit „Mista Lobaloba“ zitieren sie sich selbst, das Shaggy-Cover zählt zu ihren erfolgreichsten Nummern, aber mit „I put a spell on you“, dem Klassiker von Screaming Jay Hawkins, erkunden sie neue Ufer. Kenner werden „Bunica Bate Toba“, den Eurovision-Beitrag der moldawischen Rockband Zdob si Zdub, wiedererkennen. Und Connaisseure werden die Zunge schnalzen bei „Fiesta de negritos“, einem Latin-Balkan-Treffen mit der Cumbia-Kapelle Puerto Candelaria aus Kolumbien.
Annuluk: B*A*M (Kick the Flame)
Tour de Trance
Die treibende Kraft hinter Annuluk, einer Formation aus Leipzig, bilden die charismatische Sängerin Michaela Holubova (Miša) sowie die Multiinstrumentalisten Roberto Fratta und Alessandro Cerbucci. Sie operieren schon lange an der Schnittstelle von Elektronik und World Beat, aber die Balance hat sich verschoben. Auf „B*A*M*“ dominieren kantige Technobeats und polternde Synthie-Bässe, in die sich die Klänge analoger Instrumente vieler Kulturen zu einer organischen Einheit fügen, aus der indische und afrikanische Elemente herausstechen. Sängerin Miša singt mit ihrer expressive Stimme in einer Fantasiesprache, die an den Joik-Gesang der samischen Sängerin Mari Bonie erinnert. Massiv und betörend: ihrem Anspruch werden Annuluk gerecht.
Emersound: Musica Propria (Flowfish)
Explosiver Karnevalstruck
Der Musiker Emerson Araujo, der sich Emersound nennt, ist ganz schön herum gekommen. Aufgewachsen in São Paolo, begann er seine Karriere als Percussionist in einer der größten Samba-Schulen Brasiliens. In Chile lebte er sieben Jahre, veröffentlichte zwei Alben und reüssierte als Solo-Künstler. Zuletzt hat es ihn nach Deutschland, verschlagen, wo nun „Música Própria“(„Ganz eigene Musik“) erscheint. Emersound fusioniert Afro-Soul und Samba mit urbanem Reggae und HipHop zu einem explosiven Gemisch, das jede stilistische Schublade sprengt, rappt dazu in seiner Muttersprache und greift tief in die Trickkiste afrobrasilianischer Rhythmen, die sich mit den lässigen Melodien schnell im Ohr festsetzen. Und weil er sich in Berlin so zu Hause fühlt, hat Emersound noch vier Bonus-Songs auf Deutsch an seinen Karnevalstruck angehängt.
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