Vokuhila: Unheimliches Heim: Heidi Specker fotografiert die surrealistische Casa Mollino
Was die Exzentrik betrifft, stellte der italienischen Designer, Architekt, Abenteurer und Dandy Carlo Mollino (1905–1973) seine Zeitgenossen weit in den Schatten. Der rasende Modernist entwarf nicht nur Theater, sondern auch einen Rennwagen, mit dem er gleich selbst professionelle Autorennen fuhr. Er war Choreograf, Skifahrer und Kunstflugpilot, verfasste filmtheoretische Texte und versuchte sich auf dem Feld der erotischen Fotografie. Seine Devise: „Alles ist erlaubt, solange es fantastisch ist.“ Mollinos Möbel sind heute gesuchte Sammlerstücke und die sorgsam inszenierte Wohnung in Turin mit Blick auf den Fluss Po eine Pilgerstätte für Kunst- und Designliebhaber aus aller Welt. „Via Napione 2“ heißt die Serie von Interieuraufnahmen, welche die Berliner Künstlerin Heidi Specker dort während eines Italienaufenthalts im Jahr 2010 produzierte. Es sind wohlkomponierte Bilder aus einer surrealistischen Welt, in der die Zeit stehengeblieben scheint. Das Barocke trifft auf das Asketische und dazwischen hängen aufgespießte Schmetterlinge im Rahmen. Geraffte Vorhängen aus rotem Samt, Spiegel und Lichter laden zur Spekulation über das Gezeigte wie das Verborgene ein. Mollino selbst soll in seiner Wohnung übrigens nie auch nur eine Nacht verbracht haben.
Bis 1. 1. 18, Mo., Di., Mi., Fr. 10–20, Do. 10–22, Sa 10–18:00 Uhr, Kastanienallee 16/17, Publikation 16 Euro
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