Vincenz Sala: Ecksteins Züchtungen
Fragil, eher noch prekär möchte man die Konstruktionen nennen, die Knut Eckstein in den Galerieraum eingepasst hat: zusammenmontiert aus alten, gebrauchten, mit Logos, Schriften und Aufklebern versehenen, wie provisorisch verschnürten und bemalten Versandkartons unterschiedlicher Volumina.
Wie wunderliche Wucherungen des zuletzt wieder heftig gefeierten Modernismus wachsen sie aus der Wand. Ironische Modellbauten eines notdürftigen Bauhauses, aufgestützt auf einen Notenständer oder am seidenen Faden hängend, bringen sie einen dazu, plötzlich kunstimmanente Problemstellungen wie der Frage nach der Form, der Balance der Volumina, der Funktion von Farbe und Typografie zu erwägen, genauso wie über den Alltag nachzudenken, aus dem ihr Material und ihre Slogans stammen.
Versteckte Botschaften senden dazu Wanddrapagen aus. Aus weißem Papier zusammengestückelt, geht es auch hier um Gebrauchtware, denn tritt man hinter die Drapage, wird die Rückseite als Rest bunter Wahlplakate kenntlich. Und auf großen abstrakten Fotoprints steht „Coat: Raphaelle H’Limi, Shoes: Gucci“, was sie als fragmentierte Zeitschriftenseite entlarvt.
Bis 23. 3., Mi.–Fr. 15–20 Uhr, Sigmaringer Str. 23
Ausgerechnet Heimito von Doderer weiß, wovon bei Ecksteins Züchtungen (wie die Galerie seine Arbeiten nennt) die Rede ist: „Wenn sogar Banalitäten zu leuchten beginnen, dann ist die Sonne der Wirklichkeit in unserem Leben aufgegangen“ zitiert ihn Marcel Baumgartner in Knut Ecksteins letztem Ausstellungskatalog. (wbg)
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