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■ EishockeyViertelfinale als Limit

Lillehammer (dpa) – In die Ernüchterung mischte sich Besorgnis. „Wenn die Nachwuchs-Entwicklung nicht dringend beschleunigt wird, geht es schnell abwärts“, konstatierte Bundestrainer Ludek Bukac am Tag nach dem deprimierenden 0:3 im olympischen Viertelfinale gegen Schweden in der Gjöviker Felsenhalle. „Die Einstellung und Disziplin aller Spieler war zwar hervorragend, und mehr kämpferischer Einsatz ist auch nicht möglich. Doch das Team ist am Limit angelangt, die meisten Aktiven können nicht besser spielen.“ Einige Nationen, wie die Slowakei oder Länder aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, seien auf dem Weg in die Elitesphäre, betonte er, und darauf gelte es sich rasch einzustellen, soll es kein böses Erwachen geben.

Schweden ist verdient ins Halbfinale eingezogen. Das sah Co-Trainer Franz Reindl nicht anders, auch wenn er zu Recht anmerkte, daß die Mannschaft in der Abwehr nach dem frühzeitigen Ausscheiden von Uli Hiemer (Schulterluxation) und Mirko Lüdemann (Schulter-Eckgelenk-Prellung) gehandicapt war. Da der Angriff harmlos blieb, verwundert die Niederlage nicht. Die Skandinavier agierten cleverer und nutzten resoluter ihre Chancen. Im Halbfinale am Freitag (21 Uhr) müssen sie sich mit Rußland – 3:2 nach Verlängerung gegen die Slowakei – auseinandersetzen. Das zweite Semifinale (19.30 Uhr) bestreiten Finnland (6:1 gegen die USA) und Kanada (3:2 nach Verlängerung gegen die Tschechische Republik).

Die deutsche Auswahl blieb zum vierten Mal hintereinander in einem bedeutenden Turnier im Viertelfinale hängen. „Es ist schon tragisch, aber zu mehr sind wir objektiv gesehen nicht in der Lage. Eine Olympiamedaille wird für mich offenbar ein Traum bleiben“, ärgerte sich Andreas Niederberger, der seine vierten Winterspiele erlebt. Die wiederholte unliebsame Bauchlandung der deutschen Cracks ist gewiß bitter. Wie schon bei den Weltmeisterschaften 1992 und 1993 schlossen sie die Vorrunde jeweils mit einem vielumjubelten zweiten Platz ab und nährten damit die Erwartungen. „Mehr als zwei gute Spiele, wie hier gegen Rußland und die Tschechische Republik, können wir eben bei einem Turnier noch nicht bieten“, urteilte Reindl selbstkritisch.

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