piwik no script img

Vier US–Bürger in Beirut entführt

■ Die am Freitag entführten „blonden“ Männer sind libanesische Armenier / Vier Dozenten verschleppt

Beirut/Bonn/Berlin (afp) - Vier amerikanische Dozenten sind am Samstag im Westteil der libanesischen Hauptstadt Beirut entführt worden. Damit befinden sich derzeit zehn US–Staatsbürger in der Gewalt von Kidnappern. Berichte, nach denen am vergangenen Freitag zwei weitere Bundesbürger verschleppt worden sein sollen, wurden am Wochenende nicht bestätigt. Der libanesischen Tageszeitung An Nahar zufolge handelt es sich bei den beiden Männern um Armenier, die wegen ihrer blonden Haarfarbe möglicherweise für Europäer gehalten worden waren. Mit einer List war es am Samstag mehreren Unbekannten gelungen, vier Dozenten des Beirut University College zu entführen. Sie hatten sich als Polizeibeamte zu erkennen gegeben und so den Zugang zum Universitätsgelände erreicht. Ebenfalls in einem Polizeiauto konnten sie später unbehelligt ihre Opfer abtransportieren. Einen Zusammenhang zwischen dieser letzten Entführung und dem US–Auslieferungsbegehren gegen den in der Bundesrepublik inhaftierten Libanesen Hamadeh wollte man in Washington nicht sehen. US–Außenminister Shultz erklärte noch am Freitag, er sehe keinen Grund zu der Annahme, daß die Bundesregierung ihre Ansicht zur geforderten Auslieferung geändert habe. Nach einem Bericht der Welt am Sonntag wurde am Sonntag die Rückkehr eines im Namen des Bonner Krisenstabes in Beirut tätigen Vermittlers erwartet. Es handele sich um einen in der BRD lebenden Libanesen. Der Name des Mannes wurde nicht erwähnt. Nach dpa soll auch ein Geheimdiensten nahestehender Franzose für die Bundesregierung die Lage in Beirut sondieren und mit der Familie des am 13.1.87 in Frankfurt verhafteten Hamadehs sprechen. Die schiitische Organisation „Hizbollah“ bestritt am Freitag jeden Zusammenhang mit den jüngsten Entführungen. Nach Angaben eines von der christlichen „Phalange“ betriebenen Radiosenders hat sich zu den Geiselnahmen am Freitag und Samstag die „Organisation der Unterdrückten der Erde“ bekannt. Ein anonymer Anrufer bei dem Sender soll mit der Ermordung einer der zuletzt entführten Geiseln gedroht haben, falls die Bundesrepublik den Gefangenen Hamadeh nicht bis Sonntag 23 Uhr MEZ freigelassen hat. Die „Organisation der Unterdrückten der Erde“ war bislang durch die Entführung in Beirut lebender Juden bekannt geworden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen