: Viel Gift, wenig Arbeitsplätze
Um die Jahrhundertwende entsteht das Industriegebiet Oberschöneweide. Dort wird 1914 das erste Automobilwerk, Nationale Automobil Gesellschaft (NAG), errichtet. Oberschöneweide bleibt im Faschismus und in der DDR Industriequartier. 1989 beginnt die Treuhand mit Abwicklung und Verkauf. Die AEG erwirbt die Transformatorenfabrik TRO und reduziert die Arbeitsplätze von 3.900 auf 700. Sie wird den Transformatorenbau ganz einstellen, ehe sie selbst vom französischen Konzern Alcatel übernommen wird. 1990 werden die Berliner Metall- und Halbzeugwerke (BMHW) mit 4.500 Beschäftigten ganz abgewickelt. 1992 kommt noch einmal eine Verkaufswelle: Die Kabelwerke Oberspree gehen an die britische Callendar Compagny (BICC). Von 5.500 Arbeitsplätzen bleiben 2.000, weitere Entlassungen sind geplant. Die Alcatel-Tochter Standard Elektric Lorenz (SEL) integriert das Institut für Nachrichtentechnik in ihre Westberliner Betriebe. Auch dort stehen Massenentlassungen bevor. Bei den Verkäufen bekommt auch die Berliner Landesentwicklungsgesellschaft, die zur Hälfte dem Land, zur anderen der Landesbank gehört, ihren Anteil. Sie mußte ihre pompösen Baupläne zurückschrauben und spart bei der Sanierung vergifteter Böden.
80 Prozent im Viertel sind arbeitslos. Sicher fühlt sich nur die Belegschaft des koreanischen Konzerns Samsung. Er erstand den größten Betrieb, ehemals NAG, Werk für Fernsehelektronik und behielt 1.000 der 10.000 Beschäftigten.
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