Videogruß von Nina Potarska: Hallo aus Kiew, Ukraine

Nina Potarska hat taz-Gruppen auf deren Reise in Kiew getroffen. Die Friedensaktivistin ist Direktorin des Centre for Social Labour Research und ukrainische Koordinatorin der „Women´s International League for Peace and Freedom”

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Nina Potarska gehört mit ihrem Megafon zum öffentlichen Leben in Kiew: sie ist aus keiner Demonstration für Menschenrechte, für eine klimafreundliche Umweltpolitik oder die Rechte sexueller Minderheiten wegzudenken. Doch was viele nicht wissen: seit Beginn des bewaffneten Konfliktes im Osten der Ukraine organisiert sie regelmäßig Begegnungen von Frauen beider Seiten.

Mit ihrem ›Netzwerk für inklusiven Dialog‹ möchte sie das Spektrum der Menschen, die sich innerhalb der Ukraine am gesellschaftlichen Dialog beteiligen, erweitern. Bei vielen Diskussionen und Talk-Shows, so die Friedensaktivistin, würde nur ein sehr begrenztes Spektrum eingeladen, klagt sie. Man verschließe die Augen davor, dass es sehr viele unterschiedliche Identitäten und Positionen im Land gibt.

Und so reist sie viel, besucht Frauen in von Kiew kontrollierten Gebieten und Frauen, die auf der anderen Seite leben. ›Es gibt mir viel Kraft zu sehen, wie diese Frauen in der so genannten grauen Zone ihr Leben meistern. Sie haben nicht viel Zeit, müssen die Stunden zwischen 11 und 15 Uhr nutzen, denn da wird am wenigsten geschossen. Und danach geht es wieder in den Keller. Dann müssen sie die Kinder von der Schule abholen oder in Angst warten, wenn sich die Kinder auf dem Nachhauseweg verspäten.

Potarska will an das anzuknüpfen, was man vor dem Krieg an Beziehungen und Kontakten hatte. Niederschwellig müssen diese Kontakte sein, meint sie. An diesem Kontakt können sich alle Frauen beteiligen, unabhängig von ihrer politischen Einstellung. In einem langen Interview (in Englisch) auf der Internet-Plattform ‚Open Democracy‘ berichtete sie im Januar 2020 von den Erfahrungen dieser Arbeit.

Selten gehen die Frauen an die Öffentlichkeit. Eine der wenigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen war ein Treffen von Frauen, die auf beiden Seiten der Waffenstillstandslinie leben, am 2. Oktober 2019, dem internationalen Tag der Gewaltlosigkeit. In einem offenen Brief an den ukrainischen Präsidenten, die OSZE und die trilaterale Verhandlungsgruppe in Minsk forderten die Frauen einen funktionierenden Waffenstillstand, mehr Übergangspunkte an der Waffenstillstandslinie, Zug- und Busverbindungen und eine Einbeziehung von Friedens-, Frauen- und Menschenrechtsgruppen in den Verhandlungsprozess.

(Auszug aus einem Porträt von Bernhard Clasen über Nina Potarska im Ukraine-Reiseführer, der 2020 im Trescher-Verlag erscheint.)