: Verzweifelte Iraker leisten kaum Widerstand
■ Über 30.000 irakische Soldaten sollen bis gestern kapituliert haben/ Arabische Soldaten umarmen Irakis
Dhahran (dpa/taz) — Sie küssen amerikanischen Soldaten Füße und Hände und ergeben sich in so großer Zahl, daß die alliierten Truppen in Kuwait nicht mehr wissen, was sie mit ihren arabischen Gefangenen anfangen sollen. „Vielleicht 35.000, vielleicht auch schon mehr“, schätzte ein amerikanischer Militärsprecher am Mittwoch in Riad die Zahl der irakischen Kriegsgefangenen. „Wir können gar nicht so schnell zählen, wie sie sich ergeben — die meisten widerstandslos.“
Häufig genügt ein einziger Hubschrauber, um die irakischen Soldaten mit erhobenen Händen aus ihren Schützengräben zu treiben, in denen sie die letzten Wochen mit unzureichender Verpflegung und wenig Wasser zugebracht haben. „Anfangs schießen sie vielleicht noch ein paarmal in die Luft, aber dann kommen sie schnell aus ihren Löchern, mit weißen Stoffetzen an einem Stock oder einem weißen Flugblatt, das sie uns entgegenstrecken“, berichtet ein ein saudischer Major. Am Dienstag ergaben sich in mehreren Fällen irakische Soldaten sogar überraschend zivilen Kameramännern von US- Fernsehsendern. Wenn sich größere Einheiten ergeben, rollen die Alliierten meist nur Stacheldraht zu einer Umzäunung zusammen, wo die Gefangenen dann mitten in der Wüste erst einmal „geparkt“ und mit Wasser und Essen versorgt werden.
Amerikanische und britische Soldaten beobachten verwundert, wie irakische Kriegsgefangene saudischen und ägyptischen Soldaten um den Hals fallen, wie sie mit Tränen überströmten Gesichtern „Allahu akbar“ (Gott ist groß) rufen und wie Saudis oder Syrer den Irakern sogleich ihre Wasserflaschen oder gepreßte Datteln anbieten. Viele irakische Kriegsgefangene zeigten sich verbittert über Saddam Hussein. „Wenn Gott will, dann wird Saddam Hussein gestürzt und unser Problem ist zu Ende“, sagt ein Reservist aus Basra einem westlichen Reporter. „Wenn nicht, dann gibt es keinen Frieden für uns.“
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