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■ BuchVerzerrte Frauenbilder

Kaum eine Zeitung, kaum ein Magazin bleibt ungeschoren – wenn über Migrantinnen berichtet wird, so der Tenor des Essaybands „Verwaschen und verschwommen – Fremde Frauenwelten in den Medien“. Es dominieren Klischees und Stereotypen. Die Macht der Bilder auf den Fernsehkanälen tut ein übriges, um das Wissen um die Realität der Frauen in Asien, Afrika und Lateinamerika wie der Frauen aus anderen Ländern, die hier leben, in ein Licht zu rücken, das vom Grellbunt-Voyeuristischen der Prostitution bis hin zum Dämmergrau von Hunger und Armut reicht. Da wird vereinfacht, da wird einzelnen, subjektiven Wahrnehmungen der Stempel des Verallgemeinernden aufgedrückt, und da wird, wo Presse und Fernsehen Sensationelles, Skandalträchtiges wittern, in zum Teil unverantwortlicher Manier überzeichnet. Der Band, im Rahmen des Dritte-Welt-Journalistinnen-Netzes von Bärbel Röben und Cornelia Wilß herausgegeben, stützt sich auf genaue Recherchen und oft jahrelanges Auswerten von Fernsehsendungen, Filmen und Printmedien. Die Autorinnen entlarven Eurozentrismus und Schubladendenken, aber sie verdammen nicht von ihrem stabilen interkulturellen Wachtposten aus Fernsehanstalten und Presse. Sie hinterfragen auch immer wieder ihre eigene Haltung. Das Ziel, das im Vorspann formuliert wird, ist: „Aufklärung, Engagement und Parteinahme“ statt Mitleid, Arroganz und Schulterklopfen, das konkrete Einbeziehen der Migrantinnen in die Gestaltung und Realisierung von Fernsehprogrammen wie Zeitungsseiten, da gerade ihre Kompetenz als Journalistinnen bzw. Redakteurinnen, die sich in anderen Welten, anderen Lebensentwürfen auskennen, gefragt sein müßte. Charlotte Herder

Bärbel Röben/Cornelia Wilß (hg): „Verwaschen und verschwommen – Fremde Frauenwelten in den Medien“. Dritte-Welt-Journalistinnen-Netz, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1996

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