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■ VerzähltBetr.: Volkszählung

HLT R Wie in Hamburg werden auch in Münster und anderen nordrheinwestfälischen Städten „Freunde und Mitglieder der NPD als Volkszähler fungieren, um hier illegal lebende Nicht– EG–Ausländer ausfindig zu machen“. Eine Presseerklärung diesen Wortlauts hielt die Stadtverwaltung zunächst für eine Fälschung, mußte aufgrund eindeutiger Recherchen des Münsteraner Stattblattes die Echtheit der Ankündigung bestätigen. Unterdessen hat die NPD ihre Absicht „widerrufen“. „Ehrlich boykottieren währt am längsten“ meint eine Sammelstelle aus Frankfurt und empört sich über „oberdreiste Spitzbuben“, die mit etwas Abstand dem Zähler folgen und alle Bögen aus den Briefkästen ziehen. Stapelweise landen dann die Unterlagen von Personen, die möglicherweise gar nicht boykottieren wollen, in Sammelstellen. Derartige „Fundsachen“ sollen ab dem 25.5. täglich ab 10 Uhr auf dem Uni–Campus verbrannt werden. Die Zahl der Durchsuchungen von Büros der Grünen, VoBo– Inis, Stadtzeitungen, Buchläden oder Privatwohnungen häuft sich. Zuletzt waren Kassel, Heidelberg, Celle, Duisburg, Mülheim/Ruhr und Wiesbaden dran. Alle tragen es mit Fassung und versprechen, Altpapier zukünftig sicherer zwischen– oder endzulagern. In Berlin–Schöneberg klingelte ein Zähler zweimal vergeblich an einer Wohnungstür - und registrierte kurzerhand alle 120 Bewohner des ehemals besetzten Hauses als Boykotteure. „Schicken Sie eine Namensliste der Zählwilligen, dann erhalten Sie Erhebungsbögen“ teilte das Amt für Volkszählung verdutzten Mietern mit. Unglaubliches berichtet die VoBo–Ini aus Darmstadt–Eberstadt. Dort soll ein Zähler von Ausländern 150 DM für den Bogen fordern. Bei Boykott drohe Ausweisung. In der Nürnberger Beslerstraße fuchtelte ein Zähler mit einer Pistole herum, um zu beweisen, daß er sich vor Angriffen schützen könne. Ein Auskunftspflichtiger im pfälzischen Frankental, pinkelte einer Zählerin ans Bein; sie ließ die Unterlagen fallen und verließ fluchtartig die Mietskaserne. In eigener Sache und auf besonderen Wunsch des Magazin– Redakteurs Arno: 65 Pannenanrufe erreichten die taz am Freitag. Von 11–15 Uhr taz–VoBo– Telefon: 030–4609–203/236

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