"Liebe taz ...": Verwirrung durch Zahlen
■ Betr.: "Bremen ganz hinten", taz vom 1.9.93
Der Innensenator tut so, als sei die Hansestadt eine Idylle im braunen Sumpf. Es ist noch gar nicht lange her, da wurden auch hier Asylsuchende zusammengeschlagen, türkische Läden geplündert und Ausländerwohnungen abgefackelt. Mit der trügerischen Ruhe, die Polizei-und Geheimdienstcomputer suggerieren, könnte es schon bald vorbei sein. Das müßte auch Herr van Nispen wissen.
Es gibt offensichtliche Widersprüche in seinem Bericht, wenn zugleich von einem Abklingen und einem Anwachsen der Neonazigewalt, die noch verschieden definiert wird, die Rede ist. Viele Rechtsradikale seien unorganisiert, gehörten zur Hooliganszene, also alles halb so schlim. Dann stiftet er mit seltsamer und kaum nachprüfbarer Zahlenakrobatik Verwirrung.
So wird das Problem heruntergespielt. Kommt erst dann der Ruf nach Konsequenzen, wenn auch in Bremen Häuser und Menschen brennen?
Siegfried Wagner, Kirchweg
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