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Verwaltung der Zukunft

■ Ein „Leitbild“ soll Schleswig-Holsteins öffentlichen Dienst modernisieren

Mit einem „schriftlich fixierten Leitbild“ will Schleswig-Holstein als erstes Bundesland seine 71.500 Landesbediensteten für die Modernisierung des öffentlichen Dienstes gewinnen. Vor allem von den Erfahrungen der Wirtschaft wolle man lernen, sagte Ministerpäsidentin Heide Simonis gestern bei der Vorstellung des „Leitbildentwurfs“, der jetzt „möglichst zügig“ auf allen Ebenen der Verwaltung diskutiert werden soll. Denn während in der Wirtschaft Leitbilder längst die Anforderungen festlegten, die für den Umgang untereinander und das Verhalten gegenüber Kunden gelten sollen, betrete die Verwaltung damit Neuland

„Unser öffentlicher Dienst braucht sich zwar nicht zu verstecken“, lobte Frau Simonis. Die Orientierung an den Bedürfnissen der Bürger und der Wirtschaft müsse aber weiter verbessert werden. Der „Leitbildentwurf“, den externe Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erarbeitet haben, zeige in kurzer Form, welche Arbeitsweise und welches Image sich eine „Verwaltung der Zukunft“ geben müsse.

Vier Grundsatzbereiche wurden erarbeitet: Die permanente Überprüfung öffentlicher Aufgaben, neue Organisations- und Hierarchiestrukturen, Vereinfachung bürokratischer Abläufe und ein modernes Personalmanagement. Die notwendigen organisatorischen Änderungen wie die Flexibilisierung des Haushaltssystems, die Delegation von Verantwortung, zeitgemäße Aus- und Fortbildung sowie modernisierte EDV-Ausstattung will Simonis mit vorantreiben.

Bis zur Sommerpause '95 sollen ab sofort alle Ministerien in eigener Verantwortung die Leitbilder-Vorschläge diskutieren. Sie sei zuversichtlich, daß viele Landesbedienstete die Chance nutzen würden, selber ihre Vorstellungen von einer modernen Landesverwaltung zu beschreiben, sagte Simonis.

Weniger optimistisch äußerte sich CDU-Oppositionsführer Ottfried Hennig, der „wenig Konkretes“, dafür aber viele Selbstverständlichkeiten ausmachte. Mäkelig auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Ekkehard Klug: „Die Landesregierung sollte sich lieber um konkrete Fortschritte beim Abbau von Bürokratie bemühen“, kommentierte er knapp. dpa

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