: Vertuschte Bonn den Fall de Maizière?
■ Schwerwiegende Vorwürfe der SPD/ Was wußte Helmut Kohl?/ Däubler-Gmelin fordert Untersuchungsausschuß
Bonn (taz) — Ein „Vertuschungs- und Verdunkelungsmanöver“ hat die SPD der Bundesregierung gestern im Fall Lothar de Maizière vorgeworfen. Der „eigentliche Skandal“, so Parteichef Hans-Jochen Vogel, sei es, wenn sich jetzt herausstelle, daß die Bundesregierung am Stasi-Sonderbeauftragten Jochen Gauck „vorbeioperiert“ habe. Möglicherweise seien sogar belastende Akten beiseite geschafft worden. Die Vorwürfe der SPD beziehen sich auf Informationen, die Bundesregierung sei bereits im Frühsommer vom Amt für Verfassungsschutz über die Stasi-Verstrickung des letzten DDR-Ministerpräsidenten in Kenntnis gesetzt worden.
Die stellvertretende Parteivorsitzende Herta Däubler-Gmelin forderte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß, falls die Bundesregierung nicht eindeutig klarstelle, wann sie über die Beschuldigungen und Indizien gegen de Maizière informiert worden sei. Der brandenburgische Oppositionsführer Peter-Michael Diestel nannte erwartungsgemäß die Beschuldigungen gegen de Maizière „empörend“. Diestel erklärte, er könne jedem eine Stasi-Karteikarte ausstellen und ihn damit in ähnliche Schwierigkeiten wie de Maizière bringen. Auf die weiteren vorliegenden Indizien ging Diestel nicht ein. SEITEN 4 UND 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen