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Vertriebene auf neuen Spuren

■ Annäherung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen / Karlspreis an das ungarische Volk

München/Ulm (dpa) - Zum ersten Mal in der Geschichte des Sudetendeutschen Tages kamen am Wochenende einige tausend ehemaliger Sudetendeutsche aus der DDR und Tschechoslowakei, wie auch als Ehrengast der tschechoslowakische Botschafter in Bonn, Milan Kadnar, zu dem Treffen. In früheren Jahren war der Botschafter zu dem Termin jeweils in seine Heimat zurückgekehrt, die CSFR hatte turnusgemäß Protest gegen die Versammlungen eingelegt.

Der Sprecher der Sudetendeutschen, Franz Neubauer, rief seine Landsleute zu einem Neubeginn der Nachbarschaft zwischen Sudetendeutschen und Tschechen auf. Nachdem Staatspräsident Vaclav Havel die Vertreibung als „zutiefst unmoralische Tat“ bewertet habe, könnte das Verhältnis der beiden Völker ohne Belastung im gegenseitigen Einverständnis bereinigt werden. Den diesjährigen europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen überreichte Neubauer dem ungarischen Parlamentspräsidenten Vince Vörös stellvertretend für das ungarische Volk. Die Öffnung der ungarischen Grenze sei eine „Pioniertat“ zur Befreiung von ganz Mittel- und Osteuropa gewesen, sagte Neubauer.

Die Forderung nach Selbstbestimmung und Heimatrecht der Volksgruppen in Europa bestimmten auch in diesem Jahr verschiedene Vertriebenentreffen. Angesichts der Aussiedlerströme vor allem aus Rumänien bekräftigten Spitzenpolitiker die Bereitschaft der Bundesregierung, alle Deutschen aufzunehmen.

Zum größten Pfingsttreffen kamen rund 100.000 Sudetendeutsche aus aller Welt nach München. In Dinkelsbühl trafen sich 20.000 Siebenbürger Sachsen, in Ulm 15.000 bis 20.000 Banater Schwaben.

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