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VerteidigungsausschussVorgeschmack für Guttenberg

Am Mittwoch macht sich der Verteidigungsausschuss im Bundestag zum Untersuchungsausschuss. Er will klären, was bei dem Luftangriff in Afghanistan und danach schiefging.

Soll als Erster im Untersuchungsausschuss befragt werden: Verteidigungsminister Guttenberg. Bild: dpa

Zwei Themenbereiche soll der Verteidigungsausschuss des Bundestags klären, der sich heute selbst zu diesem Zweck als Untersuchungsausschuss einsetzt.

Erstens: Warum und auf welcher Grundlage ließ der deutsche Oberst Georg Klein in der Nacht vom 3. auf den 4. September zwei von Taliban gekaperte Tanklaster und eine darum versammelte Menschenmenge bombardieren? Zweitens: Wer in der deutschen Bundesregierung wusste wann, dass es dabei zivile Tote gegeben hatte, dass Klein wahrscheinlich Regeln gebrochen hat, und wie kam es zum anhaltenden Kommunikationsversagen darüber?

Sieben – allerdings detailreich formulierte – Fragepunkte enthält der Antrag, den die Verteidigungsexperten der fünf Fraktionen dazu formuliert haben. Als Ersten, erklärten die Verteidigungspolitiker von SPD und Grünen, Rainer Arnold und Omid Nouripour, am Dienstag, würden sie gern Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) dazu befragen, warum er den Luftangriff zunächst "militärisch angemessen" fand und später nicht mehr.

Uneinig sind sich die Fraktionen allerdings über den Grad der zulässigen und gewünschten Öffentlichkeit im Ausschuss, der laut Grundgesetz eigentlich geheim tagt. Öffentlichkeit, sagte Arnold, "muss der Regelfall sein". Willigten die Regierungsfraktionen nicht ein, müsse eben ein zweiter, allgemeiner Untersuchungsausschuss her. "Aber ist ein politischer Wille da, dann geht es auch", sagte Arnold.

Offensichtlich verschiedener Meinung waren Arnold und Nouripour über die "Causa Merkel". Nouripour sagte, es gebe Hinweise, wonach "aus dem Kanzleramt heraus eine Eskalationsstrategie mit formuliert" worden sei. Diese müsste Klein demnach ermutigt haben, die US-Piloten die Bomben werfen zu lassen. Arnold ließ durchblicken, er halte einen verabredeten Strategiewechsel für unwahrscheinlich. Der ehemalige Außenminister und heutige SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hatte am Montag beteuert, er wisse von einem solchen Wechsel nichts.

Zwei der von Nouripour gemeinten Hinweise sind medienöffentlich - andere wollte er nicht nennen. Als die Bundeswehr Ende Juli bei Kundus eine Bodenoffensive gegen Taliban unternahm, erklärte Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan, es sei "an der Zeit, diese Eskalation vorzunehmen". Außerdem wurden offenbar im April die deutschen Beschränkungen auf bestimmte Einsatzregeln ("Rules of Engagement") zurückgenommen und der Bundeswehr dadurch Angriffe erleichtert.

Der Linken-Verteidigungsexperte Paul Schäfer war von der rot-grünen Pressekonferenz zwar ausgeschlossen, erklärte aber der taz, er werde dem Ausschussantrag zustimmen. Die Linksfraktion fordert trotzdem einen zusätzlichen allgemeinen Untersuchungsausschuss. Sie fürchtet, dass die Geheimhaltungsfrage den Verteidigungsausschuss sonst lähmen wird.

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14 Kommentare

 / 
  • W
    Wil

    @ Bernhard:

     

    Es ist mir einfach nicht begreiflich, wie es jemandem gelingen kann, in so wenigen Worten so oft die Tatsachen zu verdrehen und sein angesammeltes Unwissen derart komprimiert zu präsentieren.

     

    Der Einsatz der Bw in Afghanistan ist völlig eindeutig und absolut unstrittig weder grundgesetzwidrig noch in irgendeiner Form auch nur entfernt ein Angriffskrieg.

    Ich - und gottseidank auch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung - kann absolut nicht nachvollziehen, wie man einen Einsatz, der mit einem Mandat der Vereinten Nationen und einem Mandat der von uns demokratisch gewählten Volksvertreter zustande kam, in seiner rechtlichen Legitimierung anzweifeln kann.

    Abgesehen davon, dass es von Seiten des Bundesverfassungsgerichts keinerlei Anzeichen für eine Unterstützung dieser völlig realitätsfernen Ansicht gibt.

     

    Zu den weiteren Behauptungen möchte ich hier aus Platzgründen auch gar nicht viel weiter sagen, da sich die Inhaltsleere dem intelligenten Leser sofort von selbst erschließt.

     

    Wenn es irgendwelche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des ISAF-Mandats gibt, dann steht in unserem Rechtsstaat jedem der Klageweg offen und ich möchte auch darum bitten und jeden Zweifler ermutigen, diesen zu beschreiten und sich dem Urteil dann auch zu beugen.

     

    Schaden fügt uns nicht irgendein rechtmäßiger Bundeswehreinsatz zu, sondern vielmehr das ständige, penetrante und völlig unbegründete Herumnörgeln an unserem Rechtsstaat.

    Es scheint hier wohl einigen so gut zu gehen, dass sie nicht mehr wissen, zu was die Abwesenheit von Recht wirklich führen kann...

  • VR
    Volker Rockel

    Es ist aus meiner persönlichen Sicht wichtig zu differenzieren, zwischen: 1. Der veränderten Situation in Afghanistan und der Bedrohungslage für die deutschen SoldatenInnen, bzw. den politischen Schlussfolgerungen die die Politik hieraus hätte ziehen müssen. 2. Den Konsequenzen die sich aus der Abänderung der Einsatzgrundsätze für die deutschen SoldatenInnen seit Juli 2009 ergeben haben und 3. Der Frage nach der Angemessenheit des Luftschlags vom 04. September!

     

     

    Zu. 1. Jahrelang wurde offensichtlich eine völlig unzureichende orientierungslose Debatte um den Bundeswehreinsatz i Afghanistan geführt!? Dieses nicht nur wegen der offensichtlichen Blauäugigkeit mit der seitens der politischen Akteure teilweise agiert wurde, sondern auch wegen der Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen in Afghanistan.

     

    Ob Letzteres nun (partei)politischem Kalkül entsprochen hat oder schlichtweg Uninformiertheit ist, mag man dahingestellt lassen. (Im Ergebnis würde sich durch diese Erkenntnis für die Mitbürger, die als SoldatenInnen in Afghanistan Dienst tun, ohnehin nichts ändern!)

     

     

    Man führe sich daher bitte noch einmal vor Augen: Der Norden von Afghanistan, also der deutsche Verantwortungsbereich des Regionalkommando Nord (RC North), hat eine Größe die ungefähr 50 Prozent der Landfläche Deutschlands entspricht (eine Ausdehnung von rund 1.200 km in Ost-West-Richtung und rund 400 km Nord-Süd Richtung)!

     

    Allein die Entfernung von Kundus nach Feyzabad, den Standorten der beiden deutschen Provincial Reconstruction Teams (PRT) beträgt rund 260 Kilometer.

     

    Das deutsche Kontingent verteilt sich in Masar-i-Scharif auf das RC-North, hier zusammen mit den Soldaten des deutschen QRF-Verbandes und der Forward Support Base (FSB), den Heeresfliegern und der Luftwaffeneinheit, die mit den Tornados den Einsatz unterstützen; auf die Feldlager der beiden PRT in Feyzabad und Kundus; auf das Provincial Advisory Team (PAT) in Taloqan; auf den Strategische Lufttransportstützpunkt in Termez (Usbekistan); Abkommandierungen von deutschen Soldaten in das ISAF Hautquartier, die Schule für Kraftfahrer und Mechaniker in Kabul etc..

     

     

    Nach eigener optimistischer Schätzung bleibt letztendlich ein Kontingent von max. rund 1000 deutsche SoldatenInnen übrig die zur Verfügung steht, um unter Berücksichtigung des Schichtbetriebs(!) an sieben Tagen der Woche tatsächlich operative Aufgaben wahrzunehmen, die annähernd dem eigentlichen Auftrag dienen: "Unterstützung der vorläufigen Staatsorgane Afghanistans und ihrer Nachfolgeinstitutionen bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit, so dass sowohl die afghanischen Staatsorgane als auch das Personal der Vereinten Nationen (inkl. ISAF) und anderes Zivilpersonal (insb. solches, das dem Wiederaufbau und humanitären Aufgaben nachgeht) in einem sicheren Umfeld arbeiten können, und Sicherheitsunterstützung bei der Wahrnehmung anderer Aufgaben in Unterstützung des Bonner Abkommens"

     

     

    Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wenn, unter Berücksichtigung der Sicherheitslage, der beschränkten Bewaffnung, der eingeschränkten Tranportkapazität (bedingt durch: unzureichend einsatzbereite Fahrzeuge, fehlende ausreichend gepanzerte Fahrzeuge und der unzureichenden Lufttransportpazität), dem Fehlen schwerer Waffen/ Kampfhubschrauber; 300 bis 400 deutsche SoldatenInnen gleichzeitig die Lager verlassen können, um relevante Aufgaben in der Fläche (Patrouillen und Außenpräsenz) im Rahmen des UN-Mandates im Norden von Afghanistan wahrzunehmen, wäre das viel!

     

     

    Wenn man sich diese Erkenntnis vor Augen führt, dann wird einem schlagartig vor dem Hintergrund der aktuellen Sicherheitslage in Afghanistan und der damit verbundenen Herausforderungen der deutschen SoldatenInnen vor Ort klar: Dieser Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist im Ergebnis ein politischer Papiertiger!

     

    Denn das, was diese wenigen deutschen Soldaten tatsächlich operativ im militärischen Sinne ihres Auftrages (friedenserzwingender Einsatz) erreichen können, ist ob der eskalierenden Bedrohungslage durch die Taliban faktisch Null!

     

     

    Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Die geäußerte Kritik seitens der Nato ist absolut berechtigt! Das deutsche Kontingent ist derzeit nicht in der Lage, seinen Auftrag militärisch angemessen auszuführen!

     

    Und wenn man unabhängige Quellen verfolgt, muss man feststellen, dass die Taliban in einigen Distrikten offenbar inzwischen völlig unkontrolliert agieren! Der in London ansässige International Council on Security and Development (ICOS) teilte im September 2009 mit, dass die Taliban seit vergangenem November in 80 Prozent des Landes "permanent" präsent sind. In weiteren 17 Prozent des Landes gebe es "substanzielle" Aktivitäten der Taliban. Auch in bislang eher friedlichen Gebieten im Westen und Norden des Landes habe sich der Einfluss der Taliban ausgeweitet, vor allem in der Provinz Kundus, in der die Bundeswehr stationiert ist. "Permanente" Präsenz definiert ICOS als ein oder mehr Anschläge pro Woche, "substanzielle" Präsenz als durchschnittlich ein oder mehr Anschläge pro Monat.( Quelle: www.icosgroup.net/modules/press_releases/eight_years_after_911 ) Eine Situation die nicht nur die deutschen SoldatenInnen bedroht, sondern gleichfalls Auswirkungen auf die Sicherheitslage auch der anderen PRT’s, der Norweger, Schweden und Ungarn im Norden des Landes hat!

     

     

    Würde man aus dieser Feststellung nun Rückschlüsse auf das weitere Vorgehen ziehen, hätte man konsequenterweise seitens der politischen Führung bereits viel früher sagen müssen: Die bisherige Strategie für Afghanistan ist gescheitert; der politische Traum, durch Waffeneinsatz den Wiederaufbau erfolgreich begleiten zu können, ausgeträumt; das Kontingent der Bundeswehr ist unverzüglich zurückzuziehen!

     

     

    Nur dieses würde weder den in Afghanistan eingesetzten deutschen Soldaten gerecht, die sich mit größtem Einsatz der übertragenen schweren Aufgabe stellen, und es wäre unverantwortlich gegenüber der afghanischen Bevölkerung, der man sich mit dem Bundeswehreinsatz gegenüber verpflichtet hat! (Und es würde ohne Frage einer Destabilisierung der gesamten Region Vorschub geleistet, die dann - durch die zwangsläufige Stärkung der radikal-islamistischen Kräfte - tatsächlich auch Rückwirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland haben könnte!)

     

     

    Insoweit wäre es eigentlich ob der sich veränderten Lage in Afghanistan längst zwingend notwendig gewesen, seitens der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages - unter Einbindung der Öffentlichkeit - nunmehr die möglichen Handlungsoptionen zu diskutieren, das politische Ziel des Bundeswehreinsatzes neu zu definieren, eine neue angepasste schlüssige Strategie zu entwickeln und über die daraus folgenden Maßnahmen zu entscheiden!

     

     

    Nur leider muss man feststellen, dass von Teilen des Parlaments scheinbar die angemessen kritisch konstruktive Begleitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan gegenüber der Bundesregierung unterblieben ist!

     

    Mehr noch, man hat den Eindruck, dass die Desinformationspolitik der Bundesregierung über die Lage in dem Land und die eskalierende Bedrohungssituation für die deutschen SoldatenInnen in Afghanistan zum Teil durch kollektives Schweigen der die Regierung tragenden verantwortlichen Mandatsträger in der Öffentlichkeit auch noch unterstützt wurde! Offensichtlich scheint ein Teil der Mandatsträger vor der Bundestagswahl in eine Art Schockstarre beim Thema Afghanistan verfallen zu sein, die offensichtlich auch jetzt noch nicht gänzlich zu überwunden scheint!?

     

    Als Bürger reibt man sich, daher verwundert die Augen, und fragt sich wie ein Teil der Mandatsträger im Deutschen Bundestag ihre Aufgabe eigentlich definiert, wenn sie bislang doch scheinbar tatenlos dieser Lageentwicklung in Afghanistan zugeschaut haben?

     

     

    D.h., hier gibt es einen grundsätzlichen unverzüglichen Klärungsbedarf im Sinne der SoldatenInnen, die in Afghanistan ihren Dienst verrichten,- unabhängig von dem Vorfall in Kunduz vom 04. September!

     

     

     

    Zu 2. Die Einsatzgrundsätze für die Streitkräfte der Nato sind im Detail geheim. Daran ist nichts auszusetzen!- Dennoch bleibt festzustellen, SoldatenInnen die aufgrund eines Entscheides des Deutschen Bundestages mit einem klar umrissenen Auftrag in ein fremdes Land geschickt werden, haben einen Anspruch darauf, dass die Einsatzgrundsätze die zum Anfang der Mission bestanden und der Öffentlichkeit und dem Parlament bekannt waren, auch dann der Öffentlichkeit und dem Parlament bekannt gemacht werden, wenn sich ändern!

     

    Spätesten seit die "Rules of Engagement" (ROE) auch offensive Aktionen gegen Aufständische ermöglichten - also die Gewaltanwendung gegen Personen oder Gruppen, die den Isaf-Auftrag behindern oder auch nur die "uneingeschränkte Bewegungsfreihei"" von Isaf stören - und Ende Juli dementsprechend die Taschenkarte geändert wurde, hatte der Bundeswehreinsatz eine neue Stufe erreicht!

     

    Insoweit wäre es nicht nur gerechtfertigt gewesen, sondern zwingend notwendig gewesen, dass was lapidar als "Äbänderung der Taschenkarte" diskutiert wurde, ausführlich im Parlament zu diskutieren und der Öffentlichkeit zu erläutern.- Aber genau das ist unterblieben und man stellt sich als Bürger berechtigterweise die Frage: Warum?

     

    Der Vorfall des verheerenden Luftschlags auf die Tanklastzüge in der Nähe des deutschen PRT in Kundus, hat nicht nur eine Ernüchterung dahingehend geschaffen, dass ein Befehl der militärischen Führung auch zum Tode derer führen kann, die die Bundeswehr angetreten ist zu beschützen; sie hat auch deutlich gemacht, dass die bisherige Informationslage der Bundesregierung über die Lage in Afghanistan und der Situation der deutschen Soldaten scheinbar der Desinformation der Bürger diente!

     

    Auf den Punkt gebracht, man hat offensichtlich versucht - unter den (vornehmlich geschlossenen) Augen von Teilen des Parlaments - eine Informationslage zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr aufrecht zu erhalten, der dazu geeignet war, jegliche öffentliche Diskussion zu vermeiden

     

     

    Man führe sich das bitte noch einmal als Bürger vor Augen; das Parlament lässt es zu, dass seitens der Regierung Bürgern (vorsätzlich) Informationen vorenthalten werden - die diese in die Lage versetzen würden, sich eine eigene Meinung zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu bilden und ihnen schlussendlich ermöglichen an einer politischen Meinungsbildung mitzuwirken(!) - weil dieses „informiert sein“ offensichtlich ihr Wahlverhalten bei der Bundestagswahl beeinflussen könnte!

     

     

    Ich weiß nicht wie man das unter Politikern nennt? Ich nenne das schlichtweg "Betrug am wählenden Bürger" und entnehme daraus, dass sich ein Teil unserer Politiker offensichtlich zunehmend nicht mehr bewusst ist, welche verantwortungsvolle Aufgabe sie im Rahmen unserer Verfassung vom Bürger (auf Zeit!) übertragen bekommen haben!

     

    Wer als Politiker ein derart verqueres Selbstverständnis entwickelt, dass er aktiv oder passiv (durch Schweigen!) einem offensichtlichen Betrug am wählenden Bürger Vorschub leistet, der muss sich nicht nur den Vorwurf gefallen lassen, dass er die Grundprinzipien einer Demokratie in Frage stellt, sondern auch für sich die Frage beantworten, was er eigentlich in der Politik zu suchen hat?

     

     

    Und hinsichtlich der Regierungserklärung der Bundeskanzlerin zu Afghanistan (am 08.09.2009 im Deutschen Bundestag) hätte man als Bürger zumindest erwarten können, dass wesentlich differenzierter und angemessen kritisch mit dem aktuellen Vorfall, wie auch selbstkritisch mit dem Einsatzszenario der Bundeswehr in Afghanistan umgegangen wird. Genau das aber wurde vermieden!

     

    Die Bundeskanzlerin hat mit ihrem Redebeitrag eher das verstärkt, was man als Bürger inzwischen den verantwortlichen Regierungsmitgliedern wie auch einem Teil der Mandatsträgern hinlänglich vorwerfen muss: Die Politik versuchte offensichtlich die Situation der deutschen SoldatenInnen in Afghanistan zu kaschieren, um dieses Thema aus dem Bundestagswahlkampf herauszuhalten!

     

     

    D.h. aber auch, man hat offensichtlich bewusst in politisch unverantwortlicher Art und Weise die Gefährdungslage negiert, die für SoldatenInnen der Bundeswehr im Norden von Afghanistan entstanden ist und der man sich eigentlich (Bundestagswahl hin oder her!) unverzüglich hätte stellen müssen!

     

    Das ist ein Zustand, der im Sinne der in Afghanistan eingesetzten SoldatenInnen nun unverzüglich beendet werden muss!

     

     

     

    Zu 3. Nun zu dem Vorfall vom 04.September!- Eigentlich könnte man sich eine weitere Diskussion über den Vorfall ersparen. Belegt doch letztendlich doch der Tod von 60 bis 80 Zivilisten, die bei dem Vorfall ums Leben gekommen sind, dass nicht nur gegen die geltenden Einsatzregeln (in diesem Fall die ROE 429) verstoßen worden ist, sondern auch, dass dieser Luftschlag nach Verfassung und bestehendem Rechtsverständnis rechtsstaatlich nicht zu legitimeren ist.

     

    Sprich, der Luftschlag ist vor diesem Hintergrund ohnehin nach deutschem Strafrecht zu würdigen und ggf. zu ahnden!

     

     

    Und dabei könnte man es eigentlich belassen;- wäre da nicht der in das Internet eingestellte deutsche Untersuchungsbericht und die Tatsache, dass genau dieser Untersuchungsbericht zu keinem Zeitpunkt den Schluss zugelassen hätte, den Luftschlag vom 04. September als angemessen zu rechtfertigen!

     

    Und nun stellt man sich berechtigterweise als Bürger die simple Frage: Was bewegt politisch Verantwortliche dazu gegenüber der Öffentlichkeit eine Lageeinschätzung vorzunehmen, die sich durch die Darstellung im Untersuchungsbericht eben nicht rechtfertigen läßt und die zur Sorge Anlass gibt, dass offensichtlich von interessierter Seite versucht wurde (und noch wird?) - aus einer bisher unbekannten Motivation heraus - die Umstände des Vorfalls vom 04. September, zu versuchen zu verschleiern und zu vertuschen!?

     

    Daran schließt sich aus meiner Sicht eine entscheidende für den Untersuchungsausschuss abzuklärende Frage an: Dürfen politische Amtsinhaber in Deutschland das Parlament und die Öffentlichkeit belügen und dürfen politische Amtsinhaber mögliche Straftaten vertuschen?

     

    Hier wird eine grundsätzliche Frage Demokratieverständnisses in diesem Lande berührt! Und diese Frage muss schlüssig geklärt werden;- parteiübergreifend und ohne Ansehen der in diesen Vorgang verstrickten Personen!

     

     

     

    Meine persönliche Schlussfolgerung aus dem Erleben des Vorgehens der Politik zum Thema des "Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan" und dem Vorfall vom 04. September:

     

    Es darf nicht sein, dass Bürger dieses Landes von politisch Verantwortlichen getäuscht oder gar belogen werden! Von den Mandatsträgern im Deutschen Bundestag erwarte ich als Bürger, dass sie im gebotenen Maße ihrer Kontrollaufgabe gegenüber der Bundesregierung zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan konstruktiv kritisch nachkommen und sicherstellen, dass die Öffentlichkeit angemessen und vorbehaltlos informiert wird !

     

     

    Und ich füge hinzu: Die SoldatenInnen in Afghanistan haben unsere ungeteilte Unterstützung verdient! Und weil es um Mitbürger geht, die in einer besonderen Verpflichtung zu diesem Staat stehen und als SoldatenInnen in "Befehl und Gehorsam" eingebunden sind, liegt es an uns Bürgern auf die verantwortlichen Politiker einzuwirken und Klarheit in die politische Entscheidung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zu bringen!- Die Politik allein scheint in unserem Land hierzu derzeit nicht mehr in der Lage zu sein!

  • JM
    Jörg Marienhagen

    Eskalationsstrategie?

     

    Was heißt denn Eskalation? Gemeint ist doch wohl die Ermächtigung zu gezielten "Tötungen" vermeintlicher Talibanführer durch ominöse, stets im Verborgenen operierende Todesschwadronen. Dazu ist anzumerken: Wenn ein solcher Talibanführer festgenommen würde und vor einem internationalen Gerichtshof angeklagt würde, hätte er -selbst wenn man ihm schwerste Verbrechen nachweisen würde- in keinem Fall die Todesstrafe zu befürchten.

    Bei der gezielten "Tötung" im Rahmen einer Eskalationsstrategie reicht aber schon der bloße Verdacht, ein Talibanführer zu sein, aus, um die Todesstrafe zu verhängen und gleich zu vollstrecken. Und wenn "nebenbei" auch noch so und so viele "Zivilisten" getötet, d.h. verbrannt, erschossen oder in die Luft geprengt werden, dann ist es ein angemessener "Kolleratalschaden", wenn es besonders wichtiger "Talibanführer" gewesen sein soll. Genau weiß man es ja meistens nicht. Die Berichte darüber sind geheim und sollen es auch bleiben.

    Was für ein "Neusprech". Nennen wir die Dinge doch beim Namen: bei diesen Tötungen handelt es sich mindestens um Totschlag, im Falle unbewaffneter und womöglich argloser Kinder um Mord.

    Gilt der berühmte Satz von Tucholsky am Ende doch?

  • H
    hannes

    @boris

    wow! was fuer ein guter kommentar! danke!

    ich dachte schon es lesen nur noch fazler

    und andere typen die taz.online.

    @carsten u.a.

    was ist an gutenberg kompetent?

    was zeichnet ihn aus , ausser das er aus einem

    alten blutsauger klan kommt? wieso wird ein drittklassiger politiker aus bayern vom biertisch

    ohne jegliche erfahrung direkt als kriegsminister eingesetzt? ja genau, weil die regimetreuen stimmen hier im berteslmann-quant-springer-bayer-etc staat jetzt jubeln: oh er ist ja sooo adelig, so gebildet

    und sieht gut aus.

    ja genau. mehr braucht so eine handpuppe auch nicht um politkaraoke 'glaubhaft' abzusondern. dumm nur wenn die luegen so schlecht koordiniert wurden.

    anfaengerpech!

  • B
    Bernhard

    Tja lieber Carsten,

    dann lass uns mal gemeinsam überlegen, warum manche Menschen so aggressiv auf den Herrn Guttenberg reagieren... weil er einen grundgesetzwidrigen Angriffskrieg befürwortet? Weil er dem Volk zum beliebigen Krieg führen in aller Welt endlich "klare Regeln" beibiegen will? Weil er ganz offensichtlich eine Eskalation des Konfliktes will? Weil er dafür zivile Opfer selbstverständlich in Kauf nimmt? Weil er damit unsere Sicherheit gefährdet und uns erst Recht zu Zielen des Terrorismus macht? Und weil er sich dafür nicht vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verwantwortet, sondern sich grinsend in der Bunten präsentiert? Kann sein?

    Grüße von einem, dem DAS wirklich zu viel ist.

    Bernhard

  • A
    aso

    @ end.the.sinnfrei:

    In der Tat handelt es sich hier nicht um wie von Ihnen fehleingeschätzt:

    „...unter deutscher BESATZUNG...in einem - damals wie heute von Deutschland ausgehenden - Krieg “ :

     

    Denn nach dem Petersberger Abkommen wurde die ISAF aufgrund des UN-Mandats eingesetzt.

     

    Ein Vergleich mit Verbrechen der Wehrmacht ist insofern völlig fehl am Platze und offenbart bestenfalls mangelnde historische Kenntnisse.

    Die Taliban in die Nähe von Partisanen zu rücken ist die Krönung:

     

    Diese Koranschüler haben das Land in einem blutigem Bürgerkrieg gegen die Bevölkerung unter ihre Kontrolle gebracht.

    Auch die weibliche Hälfte der Bevölkerung ist begeistert: haben sie doch unter den Taliban lebenslang schulfrei...

    Augenzeugenbericht:

    „...in Afghanistan kennen wir diese Geräusche von Kampfjets.... Die bewaffneten Männer ...schrien, die Menschen sollten weg von den Lastern, es würden gleich Bomben fallen. Doch keiner wollte auf das Gratisbenzin verzichten...“:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666825,00.html

  • R
    Ralf

    Wesentlich sinnvoller als ein nachträglicher Untersuchtungsausschuss wäre ein Entscheidungskomitee vor Ort, ein Art politischer Krisenstab in Afghanistan. Gerne könnte man diesen auch mit kritischen grünen und linken Politikern besetzen, die dann ihre umfassende verteidigungspolitische Kompetenz einbringen können. Nach zwei, drei Mörsereinschlägen würden sie dann vielleicht auch einer militärischen Intervention zustimmen.

    Natürlich können sie auch einen multikulturellen Meinungsaustausch mit den "freiheitsliebenden afghanischen Volk" führen und die dortige Bevölkerung von den Segnungen des grünen Sozialismus überzeugen.

  • C
    Carsten

    Konservativ, kompetent, professionell und auch noch adelig - das ist wohl alles ein bisschen viel für euch, was? Oder warum reagiert ihr so kindisch aggressiv auf Guttenberg?

  • JS
    Jan Sczerab

    Ich kann nur Herrn Guttenberg die sehr erfolgreiche Strategie, in solche Fällen, von Joschka Fischer empfehlen:

     

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

    Ich kann mich leider nicht mehr erinnern...

     

    Diese Untersuchungsausschuss wird klären was immer solche Untersuchungsausschüsse klären, nämlich NIX, es ist nur gefundenes Fressen für die Opposition vor den Wahlen in Mai in NRW mit etwas Dreck auf die Regierung zu schmeissen.

  • V
    vic

    Ein Untersuchungsausschuss ist nicht mehr als ein Gespräch unter Gleichgesinnten. Eine Blendgranate für´s Volk, um verbal beim Thema zu bleiben.

  • DG
    Dirk Gober

    Auch wenn die taz und alle Bayern-, CDU- und CSU-Hasser es gerne hätten: das Parlament VERhört zu Guttenberg nicht, sondern es befragt ihn, hört ihn an.

    Propganada, liebe taz, sollte wenigstens intelligent sein und dieses "verhört" war das genaue Gegenteil, dazu noch lächerlich, amateurhaft und einfach schlecht.

  • B
    Boris

    Hiermit sollte sich der Auzsschuss befassen:

    OEF und ISAF operieren seit längerem nicht mehr getrennt und der Provinzgouverneur, im von der Bundeswehr besetzten Norden Afghanistans, Atta Mohammed Noor erklärte diesbezüglich dem Deutschlandfunk 2008 Folgendes:

    "Wir haben der Bevölkerung gesagt: Lasst nicht zu, dass ausländische Truppen euch auf diese Art noch einmal angreifen. Lasst nicht zu, dass sie ohne Einverständnis der afghanischen Regierung handeln. Sollte so etwas noch einmal vorkommen, dann werden wir dem Widerstand entgegen setzen."

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/einewelt/916242/

    "Atta Mohammed Noor ist Provinzgouverneur, ehemaliger Commander der Nordallianz und trotz seiner Vergangenheit als Warlord in Deutschland gern gesehener Gast. Während seiner öffentlichen Auftritte und in Interviews beklagt er insbesondere die tägliche Zunahme der Korruption, ohne die er aber selbst nicht existieren könnte.

    Dennoch protegieren ihn deutsche Politiker und Militärs, gilt der Tadschike doch als Gegenspieler des paschtounischen Präsidenten Hamid Karzai in Kabul, der von den Amerikanern nur noch geduldet ist. Karzai ließ, um Atta Mohammed Noor unter Druck zu setzen, kürzlich den tadschikischen Warlord Raschid Dostum, den man auch wegen der von ihm zu verantwortenden Massenhinrichtungen "Schlächter von NATOs Gnaden" nennt, aus seinem türkischen Exil zurückholen. Und ernannte ihn kurzerhand zum Stabschef für die neu aufgebaute nationalen Armee."

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/essayunddiskurs/1086368/

    Wenn ein von Deutschen protegierter Gouverneur(ehemaliger Warlord/Mudjaheddin/Nordallianzler) die Bevölkerung zum Widerstand aufruft,warum ist die Verwunderung so gross über

    Aufständische ? Warum stützt man korrupte Politiker, Warlords, bewaffnete Banden, Drogenbarone und bombardiert ohne mit der Wimper

    zu zucken "Insurgents" ?

    Eric Margolis hierzu:

    "However backwards and oafish its Pashtun tribesmen, they have no desire or interest in attacking America. Taliban are the sons of the US-backed mujahidin who defeated the Soviets in the 1980’s. Taliban never was America’s enemy. Instead of invading Afghanistan in 2001, the US should have paid Taliban to uproot al-Qaida – as I wrote in the Los Angeles Times in 2001.

    The Pashtun tribes want to end foreign occupation and drive out the Afghan Communists and drug lords, who now dominate the US-installed Kabul regime. But the US has blundered into a full-scale war not just with Taliban, but with most of Afghanistan’s fierce Pashtun tribes, who comprise over half the population."

    http://www.ericmargolis.com/political_commentaries/afghanistan-a-war-of-lies.aspx

  • E
    end.the.occupation

    Was also "ging schief", als ein deutscher Oberst - nach aller Wahrscheinlichkeit nach Absprache mit dem Einsatzstab in Potsdam - befahl sechs Sprengbomben in eine > 150-köpfige Menschenmenge zu werfen, weil sich darunter angeblich sogenannte Taliban-Führer befanden? Oder reicht dazu ein einfacher Taliban-Status aus?

     

    Ist jeder afghanische Strassenräuber - Räuber von Tanklastwagen - den wir Taliban nennen - unter deutscher BESATZUNG - ein Wort, dass es ja abensowenig zu geben scheint, wie das der israelischen BESATZER - automatisch vogelfrei? Freigegeben zur Vernichtung durch Georg Klein, im Auftrag von Angela Merkel?

     

    Was unterscheidet dieses kleine Maleur von

    den tausenden von Fällen, in den deutsche Wehrmachtssoldaten russische oder griechische Dorfbewohner zusammentrieben und in ihren Häusern verbrannten? Bewohner, welche die einheimischen Partisanen sicher genauso unterstützt haben wie die Dorfbewohner von Omarkhil - ein Ortsname der hier nie fallen darf - weil das die notwendige Entmenschlichung der 'INS' erfordert?

     

    Teilt die taz die Ansichten der Verteidiger der NS-Wehrmachtsverbrecher, dass dergleichen mörderischer Terror in einem - damals wie heute von Deutschland ausgehenden - Krieg eigentlich völlig in Ordnung ist?

     

    Haben wir nun was aus Lidice oder Oradour irgendwas gelernt - oder vielleicht doch nicht?

     

    Lädt das deutsche Kabinett das isr. ein - weil man genau für die selben menschenverachtenden Werte und Lügen steht?

     

    Was ging schief bei Omarkhil? Und warum will es niemand sehen?

  • A
    axel

    Interessant und lesenswert dazu:

     

    Albrecht Müller am 14. Dezember 2009 auf den NachDenkSeiten

    "Die Bundesregierung bedroht unsere Sicherheit. Begleitet von einer Kette von Unwahrheiten und Ungereimtheiten"

     

    Weiterlesen unter:

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4403