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KommentarVerständnis für Gaertner

■ Über den alltäglichen Faschismus (s.S.32)

Erinnern Sie sich? Vor knapp zwei Jahren gingen die Wogen in Oberneuland hoch. Da hatte sich die Sozialsenatorin erdreistet, dem Nobelvorort ein paar Übernachtungscontainer für obdachlose Drogenabhängige vor die Tür zu stellen. Zeter und Mordio! Damals, in dieser aufgeheizten Stimmung war es, als der Sozialsenatorin eine Ungeheuerlichkeit herausrutschte. „Faschistoid“ sei die Argumentation, hatte die Senatorin in den überhitzten Saal gerufen. Für die Happy Few war „die Gaertner“ seitdem unten durch. Unsereins rümpfte die Nase: „Überzogen“, „ganz ungeschickt“.

Oberneuland liegt heute in Burglesum: Wildgewordene Spießer reagieren sich an einer Minderheit ab - mit reichlich politischen Rückenwind. Fast sieht es aus, als würde der Opportunismus der vor Ort-CDU-SPD-FDP-DVU keine Grenzen kennen. Bei der Beiratssitzung letzte Woche und der EinwohnerInnenversammlung am Donnerstag dasselbe Bild, dieselbe Atmosphäre. Wer für die Beiräte etwas übrig hat, der stockt, aber leider ist es wahr: Der ausgekotze Haß auf „die andern“ und die Angst, die verdruckste Spießigkeit und der Nackenspeck, die ungesühnten Zwischenrufe vom „Zigeunerlager“ und der geballte Unwillen, auch nur ein Gespräch zu führen, zuzuhören, die satte Selbstgerechtigkeit – das genau ist der Stoff, den wir kennen. Da lebt der Blockwart fort und fort. So gesehen: Volles Verständnis für Irmgard Gaertner. Jochen Grabler

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