Verpasst? : Kot und Vorurteil
„Newstime“, So., 20.00 Uhr, Pro7
„Privat-TV in der Kritik – Fakten statt Vorurteile“ heißt eine Studie, die die Vermarktungsgesellschaft der Senderfamilie ProSiebenSat.1 in Auftrag gegeben hatte und die im Frühjahr 2005 erschien. Damals tobte die Debatte um das so genannte Unterschichtsfernsehen, und wer damit von Harald Schmidt beschrieben war oder sich beschrieben fühlte (= Privat-TV), wehrte sich mit Händen und Füßen und halt auch Studien dagegen.
Anderthalb Jahre später ist der Begriff „Unterschicht“ durch Kurt Becks Einsatz plötzlich auch in der politischen Debatte virulent, und es ist lustig anzuschauen, wie das vermeintliche „Unterschichtsfernsehen“ mit der neuen Debatte um soziale Exklusion umgeht: im Teaser zu den Pro7-Hauptnachrichten jedenfalls gleichberechtigt neben einer neuen Methode, Hundekot zu entfernen. Außerdem hatte man beim Schnitt des Teasers die Bilder verwechselt, sodass zur Anmoderation über die Unterschichtsdebatte ein Mann Hundekot einsaugte und umgekehrt eine Mutter, die ihren Hartz-IV-Bezug mit Putzarbeiten aufbessert, zum Thema Hundekot desillusioniert in die Kamera schaute. Vielleicht ist es schon wieder Zeit für eine neue Studie – oder für neue Vorurteile über das Privatfernsehen. HPI