: Verkehrsinis wollen Bullermann stoppen
■ Kritik am obersten Bremer Straßenbauer / Innensenator Sakuth verhängt Maulkorb für Verkehrsplaner Hinte
Soviele ReferentInnen auf einmal hatte die Bremer Landespressekonferenz wohl noch nie zu Gast. Geladen waren VertreterInnen der Bremer Verkehrsinitiaven, und gekommen waren deren gleich elf. Von Gröpelingen bis Hastedt, von der Neustadt bis Hemelingen, überall sind es die gleichen Probleme, die BremerInnen in eine Verkehrsinitiative treiben: Gestank und Lärm vor der eigenen Haustür oder auch Pläne des Senats, neue Straßen zu bauen. Doch vom Straßenverhinderungsimage wollen die Initiativler weg. Wie beispielsweise die BI gegen die Georg-Bitter- Trasse. „Wenn wir gegen eine Straße sind, müssen wir etwas anderes bieten“, sagte deren Vertreter Rolf Lohnau. Also hat sich die BI inzwischen zum Verein Hastedt und umzu gemausert und diskutiert zusammen mit der anderen BI vor Ort, den Stader Straße-Anliegern über Verkehrskonzepte für Hastedt. Ein Initiativler: „Früher hat man uns gegeneinander ausgespielt, heute arbeiten wir zusammen.“
Die Georg-Bitter-Trasse ist inzwischen vom Tisch und auch der Daimler-Tunnel in Hemelingen ist gestoren, doch die Anwohner des Brüggewegs in Hemelingen können sich darüber kaum freuen. Deren Vertreterin Christine Köhl in Richtung Senat: „Wir sind verbittert und enttäuscht. Die Lasten der Daimler-Ansiedlung tragen wir alleine.“ In naher Zukunft sollen in Hemelingen wieder Straßensperren durchgeführt werden, um der neuen Forderung der zehn Jahre alten BI Nachdruck zu verleihen. Die meisten der Anwohnerinnen wollen aus Hemelingen weg und verlangen vom Senat, die Kosten für die Umsiedlung zu finanzieren.
Im Kampf für eine lebenswertere Stadt haben die BI's inzwischen auch das Innenleben der Behörden kennengelernt und wissen zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. In die letzte Kategorie fällt für die BI's eindeutig der Leiter des Straßenbauamtes, Horst Bullermann. Der habe 15 Jahre lang keine Gelder für den ÖPNV abgerufen. Peter Sauer: „Wenn Bausenator Kunick seine schönen Ideen umsetzen will, dann muß er auch mal über Frühpensionierung nachdenken.“
In die Kategorie „gut“ fällt dagegen der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Klaus Hinte. Der, so eine Sprecherin müsse unterstützt werden. Eine Unterstützung, die Hinte im Moment offenkundig nötig hat. Denn eigentlich war er zur Landespressekonferenz eingeladen worden, mußte jedoch nach kritischen öffentlichen Äußerungen zur Verkehrspolitik auf Intervention von Innensenator Sakuth absagen. Sakuth gestern zur taz: „Herr Hinte hat im Moment soviel Arbeit. Da bleibt keine Zeit für öffentliche Äußerungen.“ hbk
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