: Verhandlungsstillstand in Algier
■ Hoffnung auf Freilassung der Geiseln im Libanon / Syrer verstärken Druck auf Schiiten
Paris/Algier (dpa) - Am zehnten Tag der Entführung des kuwaitischen Jumbo–Jets zeichnete sich am Donnerstag in Algier weiterhin keine Lösung ab. Algerische und kuwaitische Unterhändler verhängten eine Nachrichtensperre über ihre Kontakte zu den Entführern. Dagegen wurde plötzlich die Frage der westlichen Geiseln im Libanon wieder akut. Nach syrischen Angaben hat Damaskus den Geiselnehmern in Südbeirut ultimativ mit militärischen Maßnahmen gedroht, falls sie bis Samstag nicht ihre französischen Geiseln freilassen. Zum Stand der Flugzeugentführung sagte ein hoher Beamter des algerischen Informationsministeriums am Morgen: „Dies ist eine sehr schwierige Lage. Sie brauchte lange Zeit, um sich zu entwickeln.“ Über das syrische Ultimatum an die Geiselnehmer im Libanon berichtete der in Paris lebende syrische Geschäftsmann Omrane Adham, der in der Vergangenheit als Emissär in der Geiselaffäre zwischen Paris und Damaskus diente. Nach seinen Angaben wollen die Syrer bis Monatsende die Freilassung aller westlichen Geiseln in Beirut erreichen, zu denen außer Franzosen, Briten und Amerikanern auch der seit 15 Monaten festgehaltene Bundesbürger Rudolf Cordes gehört. Die Syrer hätten bereits Militäreinheiten um die schiitischen Vororte im Süden Beiruts zusammengezogen, in denen die Geiseln vermutet werden, sagte Adham. Die Hoffnung auf eine Wende in der Geiselaffäre in Beirut wurde auch durch einen anonymen Anruf in Beirut belebt, mit dem sich ein Sprecher der schiitischen Terrororganisation „Islamischer Heiliger Krieg“ bei einer westlichen Nachrichtenagentur meldete. Er sagte: „Da die Länder des Welt–Imperialismus begonnen haben, ihren Hochmut abzulegen, werden wir auf die Freilassung von zwei französischen Geiseln in den nächsten 24 Stunden hinwirken.“
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