Verhandlungsmasse : Wanderpokal mit Hauptstadtglanz
„Das ist Unsinn“ – so schroff hatte Kultursenator Kuno Böse (CDU) im taz-Interview vor Wochenfrist auf die Frage geantwortet, ob er denn Bremen den Rücken kehre. Gestern hat er den Abschied dann über Landespartei-Chef Bernd Neumann ausrichten lassen, dass der Hansestadtstaat sich nach einem neuen Chef für die Ressorts Sport, Inneres – und auch Kultur kümmern muss.
Ein interessantes Erbe, denn die Fachbereiche gehören keineswegs von Natur her zusammen. Im Gegenteil: Die Kombination von Polizei- und Kreativen-Verwaltung war ein Bremer Sonderweg. Dass er fortgesetzt wird, ist unwahrscheinlich: Das Kulturressort gilt als freie Koalitionsverhandlungsmasse. Schon vor der Wahl hatten Staatskanzlei und Wirtschafts-Abteilung bereits Interesse signalisiert. Nur wer erhält den Zuschlag?
Dass jetzt „Bündel geschnürt“ würden hatte die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Carmen Emigholz, noch vor Böses Abschiedskundgabe erklärt. Man werde sachbetonte Verhandlungen führen, gab sich auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff bedeckt. Nur ist unklar, wo in punkto Kulturpolitik jenseits der Personenfrage Verhandlungsbedarf bestünde: Beide Seiten wollen die Verwaltung reformieren, Zuwendungskontrakte mit drei Jahren Laufzeit für die großen Kulturinstitutionen festzurren, die Soziokultur stärken…
„Das Ressort wird wieder zum Wanderpokal“, sorgt sich indes die Grünen-Politikerin und einstige Kultursenatorin Helga Trüpel. Ein Wanderpokal, der, durch die Kulturhauptstadtbewerbung mächtig aufpoliert, auch auf den Inhaber zumindest eines abstrahlen kann: öffentliches Prestige. bes