Vergangenheitsaufarbeitung in Kolumbien: Ex-Justizminister muss wieder in Haft

Das Oberste Gericht bestätigt ein Urteil gegen Alberto Santofimio Botero. Er hatte 1989 jemanden beauftragt, seinen politischen Rivalen Luis Carlos Galán zu töten.

Kolumbiens Ex-Justizminister Alberto Santofimio wird von seiner Vergangenheit eingeholt und muss wegens eines Auftragsmordes jetzt für 24 Jahre ins Gefängnis. Bild: ap

BERLIN taz | Kolumbiens Ex-Justizminister Alberto Santofimio Botero hat den Mord an seinem Rivalen und Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán vor 22 Jahren in Auftrag gegeben. Dieser Ansicht des Erstrichters von 2007 schloss sich am Mittwoch der Oberste Gerichtshof in Bogotá an und bestätigte das Urteil: 24 Jahre Haft. Ein Berufungsrichter hatte das Urteil nach einem Jahr aus Mangel an Beweisen aufgehoben. Der 69-jährige Santofimio stellte sich jetzt umgehend der Justiz.

Santofimio galt als brillanter Redner, wurde schon in jungen Jahren ins Parlament gewählt und saß dem Repräsentantenhaus von 1975 bis 1978 vor. Zweimal lancierte er in der Liberalen Partei seine Kandidatur für das Präsidentenamt.

1989 setzte sich jedoch sein Parteikollege Luis Carlos Galán durch, der eine gänzlich andere Linie verfolgte. Während Galán versprach, mit dem Drogenhandel aufzuräumen, war Santofimio tief mit dem organisierten Verbrechen verbunden. Er protegierte Pablo Escobar, den späteren Chef des Kokainkartells von Medellín, dem es gelungen war, zum stellvertretenden Abgeordneten gewählt zu werden. Die beiden ließen sich häufig miteinander in der Öffentlichkeit sehen und unternahmen sogar gemeinsame Auslandsreisen. Santofimio bekämpfte auch ein Gesetz, das die Auslieferung heimischer Drogenhändler an die USA erlauben sollte. Galáns Präsidentschaft hätte die Geschäfte der beiden empfindlich gestört.

Der Oberste Gerichtshof sieht es jetzt in einer Mehrheitsentscheidung als erwiesen an, dass Santofimio den Auftragskillern im Sold Escobars den Befehl zur Exekution Galáns am 18. August 1989 gegeben hat. Santofimio wurde nicht nur von der ehemaligen Geliebten Escobars belastet, sondern auch vom Chef der Killertruppe, John Jairo Velásquez, alias Popeye, der für rund 250 Morde schon seit einigen Jahren einsitzt. Er sagte im Prozess aus, dass er bei dem Treffen von Santofimio und Escobar dabei gewesen sei, als der Tod Galáns beschlossen wurde.

Mit dem Mord an dem populären Reformpolitiker wurde die Hoffnung auf friedlichen politischen Wandel in Kolumbien begraben. Gleichzeitig verschärfte sich der brutale Krieg zwischen dem kolumbianischen Staat und dem Kartell von Medellín, der Tausende Tote forderte, ehe Pablo Escobar 1993 von einem Sonderkommando gestellt und erschossen wurde.

Das Urteil ist insofern besonders bedeutend, als mit Santofimio erstmals ein prominenter Politiker in Kolumbien als Anstifter eines Verbrechens letztinstanzlich verurteilt wurde. Der Senator Juan Manuel Galán, ein Sohn des Ermordeten, zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung des Höchstgerichts. Er will aber auch noch den ehemaligen Chef des Inlandsgeheimdienstes DAS, General Miguel Maza Márquez, hinter Gittern sehen. Der tauschte im entscheidenden Moment vor dem Attentat die Leibwächter des Kandidaten aus. Galán ist überzeugt, dass sein Vater einer Verschwörung von Politikern, Paramilitärs, Geheimdienstleuten und den Drogenkartellen zum Opfer gefallen ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.