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Verdienstkreuz für Michael Rediske Grundsätzliches und Kleinteiliges

In Nicaragua half er Sandinisten, in Berlin machte er Zeitung und gründete die Deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen, jetzt wurde er ausgezeichnet.

Michael Rediske in einem Interview mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen KWI Screenshot: Youtube

Nicaragua hat ihm nie einen Orden verliehen. Dabei hat sich Michael Rediske 1979 in seiner WG in San José in Costa Rica um Sandinisten gekümmert, die im Nachbarland im Kampf gegen die Diktatur des Somoza-Clans verletzt worden waren.

Nun verleiht Deutschland ihm einen Orden, Michael Rediske, 63, Vorstand von Reporter ohne Grenzen, von 1996 bis 1999 taz-Chefredakteur und heute Geschäftsführer des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg. Bundespräsident Joachim Gauck hat ihm und 28 anderen bei einer sehr staatstragende Veranstaltung am 4. Oktober 2016 im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz überreicht.

Zurück nach Nicaragua. Nach der Revolution von 1979 trug Michael den neuen Staat als Berater im Sozialministerium mit. Als 1981 in der nicaraguanischen Regierung die kubanischen Berater das Kommando übernahmen, wurden Helfer aus dem Westen vor die Tür gesetzt.

Distanz zum Staat

Da fragte Klaus-Dieter Tangermann, ein großer Internationalist der frühen taz-Geschichte, ob Michael für die taz schreiben wollte. Und er schrieb. Gegen die Zwangsumsiedlungen der Miskitos, ein indigenes Volk. Gegen die Schließung des Oppositionsblattes La Prensa.

Es war die Gründungszeit der taz. „Wir haben uns damals als antistaatlich begriffen“, sagt Michael. „Das hat sich bei der taz aufgelöst. Das hat sich auch bei mir aufgelöst.“ Aber auf Distanz zum Staat legen noch beide Wert, die taz und er: „Zum Beispiel, wenn der Staat Journalisten überwacht.“

Die Pressefreiheit ist sein Thema. Mitte der Neunziger, er war Redakteur der taz-Medienseite, sprach ihn ein Bekannter aus Paris an. Ob er eine deutsche Sektion der Reporters sans frontières gründen wolle.

Grundsätzliches und Kleinteiliges vereinen

Michael begeisterte taz-Geschäftsführer Kalle Ruch, die taz gab Band 1 von „Fotos für die Pressefreiheit“ heraus. Einen Monat später tagte oben unterm taz-Dach die erste Versammlung. Michael wurde einer von zwei Vorstandssprechern. Seit 22 Jahren ist er das.

Egal wo – Michael bringt andere dazu, sich zu engagieren. Warum? Weil es wunderbar ist, mit ihm arbeiten zu dürfen. Er denkt schnell, handelt schnell, er vereint Grundsätzliches und Kleinteiliges wie kaum jemand sonst.

GEORG LÖWISCH, Chefredakteur der taz