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Verbraucherschutz im InternetUS-Behörde will "Do-not-track"-Liste

Eine US-Verbraucherschutzbehörde plant, gegen personalisierte Werbeanzeigen im Internet vorzugehen. Mit einem neuen Widerspruchsverfahren sollen Nutzer leichter "nein" sagen können.

Soll nach dem Willen der Politik einfacher werden: Von Werbekunden unerkannt Surfen. Bild: streichholz / photocase.com

WASHINGTON/BERLIN taz | Ein wenig in einem Online-Shop gestöbert und über Tage und Wochen begegnen einem in der Folgezeit Anzeigen des entsprechenden Shops auf Internetseiten, die damit gar nichts zu tun haben. Sogar die näher betrachteten Gegenstände tauchen in den Anzeigen auf. Das ist nicht auf einen Zufall zurückzuführen, sondern auf so genanntes "Tracking".

Beim "Tracking" werden die vom Nutzer besuchten Seiten protokoliert und für Werbezwecke ausgewertet. Häufig geschieht dies, ohne dass die beobachtete Person darüber Bescheid weiß. Dagegen sollen sich Internetnutzer nun besser schützen können, fordert die Federal Trade Commision (FTC), eine Verbraucherschutz-Behörde in den USA. Sie schlägt vor, eine "Do-not-track-Liste einzuführen, berichtet die New York Times. Auf der Liste könnten sich Nutzer eintragen und dadurch dem Tracking von vorne herein widersprechen.

Eine ähnliche Liste gegen Telefonanrufe gibt es in den USA bereits. In Deutschland existiert die Robinsonliste, die vor ungewollter Postwurf-Werbung schützen soll. Sollte eine solche Liste für das Online-Tracking eingeführt werden, könnte sie die Werbebranche im Internet empfindlich treffen.

"Wir würden gerne sehen, dass die Firmen deutlich schneller daran arbeiten, die Entscheidungsmöglichkeiten für Nutzer einfacher zu machen", zitiert die US-Zeitung Jon Leibowitz, den Vorsitzenden der FTC. Häufig seien jedoch auch dritte Parteien involviert.

Um sich gegen Tracking zu schützen, müssen Internetnutzer bislang Funktionen zum "anonymen Surfen" nutzen, wie sie die meisten Browser anbieten. Ein Widerspruch gegen Werbeanzeigen mit bereits erhobenen Daten ist häufig versteckt oder kompliziert und manchmal nur im Nachhinein möglich.

Die 79-Seiten langen Empfehlungen der FTC wurden von den Browser-Entwicklern zurückhaltend aufgenommen. Sie sagten, sie unternähmen bereits Anstrengungen, die Privatsphäre ihrer Nutzer zu schützen. Google verwies auf vereinfachte Datenschutzbestimmungen.

Harvey Anderson von Mozilla, dem Unternehmen das den Browser Firefox betreibt, kommentierte den Vorschlag des FTC in einem Blogpost. Er sehe darin einige Übereinstimmungen mit der Firmen-Philosophie von Mozilla. Man werde die Schrift gründlich prüfen. Auch Microsoft sieht sich im Schutz der Privatsphäre nicht unter Zugzwang: Man sei in diesem Aspekt der Konkurrenz voraus.

Auch in Deutschland gibt es aktuell Bemühungen den Datenschutz im Internet auszubauen. Hier ist eine zentrale Anlaufstelle im Gespräch, allerdings für Widersprüche gegen die Nutzung von Geodaten sowie gegen die Veröffentlichung von Bildern von Personen, Autos und Häuserfassaden in Diensten wie Google Street View.

In eine ähnliche Richtung wie der Vorschlag aus den USA zielt ein Gesetz, an dem das Innenministerium arbeitet. Dieses soll es Internetdiensten verbieten, gezielt Daten zu Personen zu sammeln und zu veröffentlichen, die "ein umfangreiches Persönlichkeits- oder Bewegungsprofil des Betroffenen ergeben können".

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8 Kommentare

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  • B
    B.Palme

    Ein Lob an ROD: Ich habe alles so gemacht, und nun ist alles Bestens, keine Werbung, Cookys etc.

  • S
    Stefan

    Ich finde das immer höchst amüsant, wenn ich einen Text über Islamismus oder Frauenmisshandlung in islamischen Ländern oder Gesellschaften lese und im nächsten Moment eine Werbung für einen muslimischen Heiratsmarkt bekomme. "Muslimas aus deiner Gegend möchten Dich kennenlernen."

  • NS
    Nicht so einfach

    Major D. Saster - Sie werden ueberrascht sein was trotzdem noch obwohl Proxy, Firewall und spezielle Browser plugins installiert sind - an Informationen ueber Ihre Webaktivitaeten an die Provider geht.

     

    Voellig annonym zu bleiben ohne Spuren zu hinterlassen, koennen nur diejenigen die die zentralen Network-Computer kontrollieren oder Zugriff darauf haben.

     

    Schauen Sie sich mal ihren native IP-Stream an! Geht z. B. mit SAX oder aehnlichen Werkzeugen.

  • FM
    Fritz Mettal

    @ 'ROD':

     

    Vielen Dank für Ihre Tips. Mit (hoffentlich!) Ihrer Erlaubnis habe ich Ihre Tips per copy (natürlich garantiert nur zu privaten Zwecken) gespeichert!

     

    EInige Add Ons sind jetzt installiert + fiunktionieren bestens!

     

    Schönen Sonntag noch!

  • UM
    uli moll

    spannend, ehrlich: Die halbe Welt feiert Wikileaks, und die ... gleiche Hälfte macht sich Sorgen um Datenschutz.

     

    "Denken" ist offenbar auf das St.Florians-Prinzip beschränkt, Demokratie ist "für und" nicht für alle, Schutz nur für eingetragene Gutmenschen.

     

    Zur Sache: Es ist mir pupsegal, ob ich eine unspezifische oder eine personalisierte Werbung ignoriere - AdBlock ist mein Freund, und den Rest erledigt iBrain 1.0

  • MD
    Major D. Saster

    Dem Kommentar von Rod kann man fast nichts hinzufügen, ausser vllt sich noch das Addon TOR (oder ähnliche Proxys) zu installieren.

    Damit wird auch eine Strandortbestimmung mittels der IP verhindert.

     

    Wer noch sicherer fahren will surft mit ebendiesen Einstellungen, wobei das Betriebssystem (wenn es denn schon WinXY sein muß) nur innerhalb einer Virtualiserungsumgebung läuft. Dann können selbst eventuell eingeheimste Malwarez völlig wirkungslos gemacht werden.

  • R
    Rod

    Auf so eine Liste brauchen wir nicht warten. Es gibt wirkungsvollere Maßnahmen gegen Tracking:

    1. Den Browser Firefox installieren.

    2. Die Extention Adblock Plus installieren, damit wird fast jede Werbung sowieso bereits ausgeblendet.

    3. Die Extention NoScript installieren. Diese verhindert das Ausführen von unerwünschten Scripts und blockiert Cross-Scripting-Attacken.

    4. Die Extention Ghostery installieren. Diese zeigt so genannte Tracker an, die man dann blockieren kann.

    5. Die Exten Extention betterprivacy installieren. Diese löscht so genannte LSO-Cookies. Das sind Langzeit-Cookies, die nicht im normalen Cookie-Ordner abgelegt werden, sondern diese LSO-Cookies werden im Flashordner versteckt und können normal nicht gelöscht werden.

    6. Den Privacy Mode von Firefox aktivieren, denn viele datensammelnde Internetseiten können auch den Browserverlauf auslesen und speichern, wo man vorher war und wohin man die Seite wieder verlässt.

     

    Weitere Maßnahmen sind: Spyseiten wie Facebook und Co. am besten überhaupt nicht nutzen, denn diese werten jedes einzelne Bit an Daten aus, das sie irgendwie abgreifen können.

    Seiten, die einen mit Duzenden Cookieanfragen oder zig Scripten nerven sollte man einfach boycottieren.

  • L
    leser

    "Um sich gegen Tracking zu schützen, müssen Internetnutzer bislang Funktionen zum 'anonymen Surfen' nutzen, (...)"

     

    Geht es auch ein bißchen kleiner? Cookies und LSO-Cookies löschen und fertig. Und das hilft auch gegen "Evercookie".