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Verbohrtes Prüdistan

■ Amerikas Sittenwächter wollen Anti-Aids-Kampagne stoppen

New York (adn/taz) - In den USA wird die Aids-Prävention weiter von Moralaposteln verhindert. Eine Serie von Anti -Aids-Plakaten führt zu Aufständen von selbsternannten Sittenwächtern. Was sich eine New Yorker Künstlergenossenschaft zum Thema einfallen ließ, hat bereits am Donnerstag - dem ersten Tag der öffentlichen Anwendung zu heftigen Debatten geführt.

Drei sich küssende Pärchen sind in Großaufnahme auf den Plakaten zu sehen, die an Bushaltestellen, Metros und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt sind. Dazu liest man: „Küssen tötet nicht, aber Gier und Gleichgültigkeit tun es Kunst gegen Aids“. Was die Gegner der Straßenkunst stört, ist die Tatsache, daß zwei der küssenden Pärchen gleichen Geschlechts sind. Schwule und Lesben im Kuß vertieft - das ist in Amerika zuviel.

Besonders heftig waren die Reaktionen in Chicago, wo Stadtrat Robert Shaw noch am selben Tag das sofortige Verbot der Plakate beantragte. „Mit diesen Plakaten kann man Aids nicht bekämpfen“, wütete Shaw in einer eigens angesetzten Fernsehdebatte. „Damit wird höchstens ein Lebensstil verbreitet, der Aids-Infektionen unterstützt und den anständige Leute verabscheuen.“ Bilder aus den Schwulenhochburgen San Francisco und New York sind eben nur ein Teil der amerikanischen Realität. Daß es die Schwulen gibt, erfährt man unübersehbar nur aus der wachsenden Zahl der Todesanzeigen.

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