Verbaler Ausraster: Sarrazin soll keinen Lohn kriegen
Wegen seiner gewagten Mindestlohn-These fordern SPDler den Rücktritt des Senators.
Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) ist für seine markigen Sprüche bekannt - aber die Kritik an seinem jüngsten Ausspruch ist so stark, dass Sarrazin sich diesmal zu einer Entschuldigung gezwungen sieht. Im Politikmagazin Cicero hatte Sarrazin auf die Frage nach seinem persönlichen Mindestlohn gesagt: "Für 5 Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen. Das wären 40 Euro pro Tag." Später fügte er hinzu, gemeint sei ein Nettolohn, das entspricht rund 5 Euro brutto. Die Sozialdemokraten fordern jedoch einen Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde.
Der Sprecher der Berliner Landesgruppe der SPD im Bundestag, Swen Schulz, forderte daraufhin den Finanzsenator zum Rücktritt auf: "Sarrazin lebt in einer anderen Welt." Auch Mark Rackles, Sprecher der SPD-Linken und Mitglied im Landesvorstand, kritisierte Sarrazin: Je schneller der Senator gehe, desto besser. Der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, beließ es jedoch bei einem telefonischen Rüffel an Sarrazin.
Inzwischen bedauert Sarrazin seine Mindestlohn-Äußerung. Es sei nicht seine Absicht gewesen, der SPD zu schaden, ließ er am Donnerstag über seine Sprecherin Kristina Tschenett mitteilen. Er wolle künftig mehr Augenmaß und mehr Sensibilität für die Befindlichkeiten der Partei an den Tag legen.
Swen Schulz bleibt bei seiner Rücktrittsforderung: Sarrazin entschuldige sich nicht zum ersten Mal, ohne dass sich hinterher etwas ändere.
Auch beim SPD-Landesparteitag am Samstag wird das Thema eine Rolle spielen. Michael Müller, der sich zur Wiederwahl als Landesparteichef stellt, wird in seiner einleitenden Parteitagsrede voraussichtlich deutliche Kritik formulieren. Das Thema Sarrazin werde neben anderen Fragen wie dem Verhältnis zur Linken oder der Bundespolitik eine Rolle spielen, bestätigte ein Parteisprecher. DPA, TAZ
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