: Verändert Gleiches
■ Debut des Songwriters Stephen Yerkey
Manche Entwicklungen können wir einfach nicht verstehen. Warum etwa sollte ein Könner in der größer und größer gewordenen Welle der Singer/Songwriter aus San Francisco spurlos untergehen, nur weil er nicht rechtzeitig vor zwei Jahren auf den Zug aufsprang, sondern sich die Zeit nahm, seine Songs zu entwickeln, die er brauchte?
Stephen Yerkey jedenfalls ist ein Perfektionist, und wenn das zu solchen Ergebnissen führt wie auf seinem Debut Confidence, Man, dann gibt es nun wirklich nichts dagegen zu sagen, wieviel Zeit es immer auch kosten mag. Egal ob Folk, Talking-Blues oder Bar-Musik, jeder der auf dem Album enthaltenen Songs klingt in sich stimmig, aber eben immer wieder anders als die anderen. Zusammengehalten wird Confidence, Man von Yerkeys wandlungsfähiger, dabei stets eigen bleibender Stimme. In „Maker's Mark“ jault sie suggestiv, in „If I Do Dream Of You“ hat sie Ohrwurm-Qualitäten, und ihre zynischen Untertönen machen das aggressiv hingeflüsterte „Cock Sucking Blonde“ wirklich böse.
Mit „Stay Close To Me“ ist in diese musikalische Themen- und Stilvielfalt eine Country-Ballade eingefaßt, die wie ein Brillant in einem goldenen Ring funkelt. Die Tradition des Country behandelt Yerkey hier wie eine große, zerbrechliche Kostbarkeit, sorgfältig und vorsichtig stellt er ihre Konturen her, mit Steel-Guitar, Hintergrund-Klimperklavier und einem warmen Bariton, der besser als tausend Wörter von Sehnsucht erzählt. Daß Yerkey dann auch mit Wörtern umgehen kann, zeigen die übrigen Texte.
Stephen Yerkey wird zum ersten Mal in Hamburg auftreten. Wer dem San-Francisco-Neo-Folk-Singer-Songwriter-Hype der letzten beiden Jahre nicht nur aus Imagegründen folgte, sollte sich unbedingt zu Yerkeys Solokonzert einfinden. Dirk Knipphals
Sa, 18. Februar, Knust, 20.30 Uhr
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