Vattenfall zieht Pläne zurück: Rauchzeichen bei Vattenfall
Der Energiekonzern Vattenfall wird offenbar doch kein neues Steinkohlekraftwerk in Rummelsburg bauen. Die Grünen feiern bereits den Sieg für den Klimaschutz, die Bürgerinitiative ist noch skeptisch.
Die Pläne für das Steinkohlekraftwerk Klingenberg in Rummelsburg sind offenbar vom Tisch. Nach Informationen des energiepolitischen Sprechers der Grünen, Michael Schäfer, soll der Bau des Kraftwerks in dem Energiekonzept, das der Betreiber Vattenfall noch im März vorlegen will, nicht vorkommen. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) bestätigte gegenüber der taz nicht, dass die Pläne vom Tisch sind, allerdings teile er die Einschätzung "dass Vattenfall sich davon verabschiedet, ein Kohlkraftwerk in der Rummelsburger Bucht zu bauen". Ein Sprecher des Energiekonzerns kündigte an "in den nächsten Tagen" das Energiekonzept vorzustellen und erst dann näheres zu den Kraftwerks-Plänen zu sagen. "Das ist ein riesiger Erfolg für den Klimaschutz", sagt Schäfer.
Die Pläne von Vattenfall für den Bau eines Steinkohlekraftwerks am Standort Klingenberg waren im März 2007 bekannt geworden. Mit einer Leistung von 800 Megawatt sollte es das mit Abstand größte Kraftwerk Berlins werden - und hätte zusätzliche Emissionen in Höhe von 20 Prozent des Kohlendioxidhaushaltes der Stadt verursacht. Direkt nach dieser Bekanntgabe der Pläne machte eine Koalition aus CDU, Grüne und FDP, sowie Natur- und Umweltschützern gegen das Vorhaben mobil. Gleichzeitig gründete sich eine Bürgerinitiative. Unter dem Motto "Nein zum Kohlekraftwerk" organisierten sich zwei Dutzend aktive Mitglieder und über hundert Unterstützer.
Auf die Nachricht von dem voraussichtlichen Aus für das Steinkohlekraftwerk reagiert die Initiative mit vorsichtigem Optimismus. "Man muss überlegen, wie es jetzt weitergeht", sagt Aktivist Mike Kess. "Es kann nicht sein, die alte Braunkohlemöhre weiterlaufen zu lassen." Derzeit speist sich das Heizkraftwerk vor allem mit Braunkohle aus den Vattenfall-Tagebauen in der Lausitz. "Die beste Lösung wäre eine Energiekonzept für Berlin, das ganz ohne Kohle auskommt", sagt Kess. Eine Übergangslösung könne das moderne Gas- und Dampfkraftwerk an der Jannowitzbrücke sein. Gas- und Dampfkraftwerke setzen rund 60 Prozent des Rohstoffs um und zählen damit zu den effizienteren konventionellen Kraftwerken.
Grünen-Energieexperte Schäfer führt das anstehende Aus vor allem auf den breiten Widerstand gegen die Pläne zurück. Vattenfall habe von Anfang an gesagt, das Kraftwerk nicht gegen den Widerstand der ganzen Stadt durchsetzen zu wollen. "Jetzt war es eben der Widerstand der Dreiviertel-Stadt." Beigetragen hat seiner Ansicht nach auch die Entwicklung in Hamburg, die gezeigt habe, dass durch sich verändernde politische Verhältnisse nicht unbedingt Planungssicherheit für ein Kraftwerk bestehe. Der frühe Zeitpunkt des Rückzuges komme für ihn allerdings schon überraschend.
"Was wir jetzt brauchen, sind regionale Lösungen", fordert Daniela Setton von der Klimaallianz, ein Bündnis verschiedener Verände. Umweltschützer und auch die Berliner Energieagentur haben sich schon in der Vergangenheit für die Errichtung kleiner Blockheizkraftwerke anstelle eines großen Kohlekraftwerks ausgesprochen.
Eine Fortführung der Debatte könnte es am heutigen Dienstagabend geben: Der Lichtenberger Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung lädt die Anwohner ein - zu einer Veranstaltung über das Bebauungsplanverfahren.
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