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Archiv-Artikel

Vatermord für die Familie

Der Angeklagte wirkt jünger als 21 Jahre, er könnte auch als 16-Jähriger durchgehen. In den frühen Morgenstunden des 20. Juni erstach er seinen noch schlafenden Vater, das Oberhaupt der türkischen Familie. „Für meine Geschwister und für meine Mutter“ habe er das getan, sagt er. Heimtückischen Mord wirft der Staatsanwalt dem Angeklagten in dem gestern begonnenen Prozess vor dem Landgericht vor.

Sein Vater sei ein sehr aggressiver und brutaler Mensch gewesen, sagt der Sohn. Jeden Tag habe der 46-Jährige Frau und Kinder beschimpft, mit dem Tode bedroht oder geschlagen. Mit ihm zu reden, sei unmöglich gewesen. „Ich habe ihn gehasst“, sagt der Sohn. „Wir müssen da durch, wir müssen damit leben“, habe die Mutter zu ihm, seiner älteren Schwester und seinen jüngeren Brüdern gesagt.

Ob die Familie mal daran gedacht habe, den Vater zu verlassen, will der Staatsanwalt wissen. „Mein Vater hätte das nicht zugelassen, er hätte uns gesucht und umgebracht“, meint der Angeklagte. Am Abend vor der Tat habe sein jüngster Bruder von Selbstmord gesprochen. Er halte das Leben mit dem Vater nicht mehr aus, habe der 13-Jährige resigniert gemeint. „Da sah ich keine andere Lösung mehr“, sagt der Angeklagte.

Auch die ältere Schwester schilderte in ihrer Aussage den Vater als Tyrannen. „Wenn ich ehrlich bin“, sagte sie, „bin ich froh, dass er tot ist.“ Der Prozess wird fortgesetzt. DPA