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■ Väter von Sportschützinnen sind JägerAtlanta Ortszeit 8.12 p.m.

Keine Ahnung, warum ich da ständig hingucke, so pervers gespannt, als würde im Zimmer auf der anderen Seite der Straße gerade ein Sexfilm gedreht. Ich könnte ja auch lesen oder Musik hören oder abwaschen oder schlafen. Vielleicht ist es Ennui, vielleicht Lebensunmut, möglicherweise nur eine grippale Schwächung, die mich dazu bringt, halbe Nächte in den Fernseher zu starren. Einerseits kenne ich niemanden, der es bedauern würde, wenn es Olympia nicht mehr gäbe; andererseits wollte ich auch mal Olympiasieger werden.

Manchmal mach' ich das Gerät aus. Fünf Minuten später dann wieder an. Manchmal schlaf' ich auch ein, um aus soften Alpträumen dann plötzlich wieder hochzuschrecken. Da steht Faßbender immer noch rum und neben ihm die bayerische Sanitätssoldatin Susanne Kiermayer. Die sagt, daß die meisten Väter von Sportschützinnen Jäger sind. Dafür bekommt sie eine Sonnenbrille und eine CD, obgleich sie schon eine hat. (Sportschützen sehen übrigens cool aus in ihren Sonnenbrillen!) „Durch die Glückshormone wird alles besser werden“, weiß Schwimmer Lars Braun. „Wenn er schon immer so trainiert hätte, hätte er noch ganz andere Erfolge gehabt.“ Übrigens ist es ein Betrug am engagierten Zuschauer und seinen Leistungen, daß alles ständig in verkürzter Form wiederholt wird für die faulen Gelegenheitsgucker, die nur so tun als ob. Detlef Kuhlbrodt

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