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VW–Besetzung in Puebla dauert an

■ Seit 1. Juli verhindern mexikanische Arbeiter durch Werksbesetzung, daß Pkw vom Band laufen / Demonstration mit 20.000 Teilnehmern / Ende der Auseinandersetzung nicht in Sicht

Von Peter Stegemann

Mexico–City (taz) - „An der Siemens–Reklame vorbei und dann rechts“, sagt der Clown, der sich an der Kreuzung durch jonglieren von Orangen ein paar Pesos verdient. Ziemlich weit außerhalb der Stadt, direkt an der Autobahn gelegen dann das VW–Werk. Ein Schild auf dem Werksgelände begrüßt die aus Mexico kommenden Reisenden: Herzlich willkommen in Puebla, Hauptstadt von Volkswagen. Der Betrieb auf dem riesigen Gelände ruht seit dem 1. Juli. Vor den Toren stehen die gelben Zelte der Streikposten und flattern die schwarz–roten Fahnen der unabhängigen VW–Arbeiter–Gewerkschaft SITVW (Sindicato Independiente de Trabajadores de Volkswagen). Die Forderung ist eindeutig: 100 Prozent mehr Lohn für die rund 11.000 Arbeiter. Die Bedeutung von VW (seit 1969 mit durchschnittlich 30 Prozent Anteil am Neuwagenverkauf Marktführer in Mexico), macht den Konflikt beispielhaft für die gesamte mexikanische Industriearbeiterschaft. Die Bevollmächtigten der Filiale des größten europäischen Automobilkonzerns haben Ende Mai die mexikanische Bundeskommission für Schieds– und Schlichtungsfragen angerufen, um unter anderem eine Kürzung der Löhne um 15 Prozent, die Reduzierung von Urlaubsgeld und 13. Monatsgehalt auf die Hälfte und die Entlassung von 723 Arbeitern. Falls die Bedingungen VWs nicht erfüllt würden, drohe die Schließung des Werks. Dabei geht es VW nicht nur um kurzfristig materielle Interessen, sondern auch darum, Druck auf die streitbare Gewerkschaft auszuüben, die im Laufe der letzten Jahre Sozialleistungen und einen Lohn erkämpfte, der über dem Durchschnitt mexikanischer Automobilarbeiter liegt. Mit einer 20.000 teilnehmerstarken Demonstration versuchten die Arbeiter letzte Woche ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Doch ein Ende der Auseinandersetzungen in Mexico ist nicht in Sicht. VW bleibt stur. Die VW–Arbeiter forderten den Gouverneur Olaya auf, sich für ihre Belange einzusetzen, der sprach sich dafür aus, den Konflikt schnell beizulegen.

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