■ VW: Freizeit statt Arbeitsamt: Modell Wolfsburg?
Als der neue Arbeitsdirektor des Volkswagen-Konzerns, Peter Hartz, Ende des letzten Jahres seine Idee „Arbeitszeitverkürzung statt Massenentlassung“ präsentierte, war die politische Diskussion innerhalb weniger Wochen wie verwandelt: Noch kurz zuvor hatte der Kanzler vom „Freizeitpark Deutschland“ schwadroniert und unisono mit seinem Wirtschaftsminister und Arbeitgeberfunktionären eine allgemeine Verlängerung der Wochenarbeitszeit und die Aufhebung tariflicher Schutznormen gefordert. Seit VW redet niemand mehr davon, die Arbeitslosigkeit müsse durch „mehr arbeiten“ bekämpft werden.
Aber nach kurzer öffentlicher Aufmerksamkeit ist es inzwischen auch um das VW-Modell still geworden, obwohl immerhin 30.000 Arbeitsplätze bis auf weiteres gerettet und die Möglichkeiten einer Strategie der Arbeitsumverteilung in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit für einen kurzen Moment sichtbar wurden. Aber mit der Diskussion um Arbeitszeitverkürzung verbindet sich auch die Utopie eines anderen Lebens, in dem die Erwerbsarbeit ihre erdrückende Dominanz allmählich verliert.
Vor wenigen Jahren noch hat die gewerkschaftliche Frauenbewegung die 30-Stunden-Woche als strukturelle Voraussetzung eines gleichberechtigten Geschlechterverhältnisses propagiert. Wird in der praktischen Umsetzung der 28,8-Stunden- Woche bei VW davon etwas sichtbar? Wie erleben die VW- Beschäftigten die neue Situation, die ihnen mehr Zeit, aber auch weniger Geld brachte? marke
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