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Archiv-Artikel

VON DEN FREUDEN DES EINKAUFENS MIT CLUBKARTE Zahlung in Raten auf Hebräisch

von Susanne Knaul

NEBENSACHEN AUS JERUSALEM

„Haben Sie eine Clubkarte?“, ist in neun von zehn israelischen Supermärkten die Frage, mit der man an der Kasse begrüßt wird. Gemeint ist die Kundenkarte, die ähnlich funktioniert wie das Rabattmarkenheftchen, nur moderner. Lästiges Markenlecken ist nicht mehr nötig. Stattdessen übernimmt es der Computer, die Einkaufsdaten festzuhalten und den kauffreudigen Stammkunden nach einem Punktesystem sporadisch zu belohnen.

Clubkartenbesitzer kaufen günstiger, aber auch für alle anderen gibt es das wöchentlich wechselnde Angebot. Gestern gab es Körpermilch im praktischen Fünferpack, Schwämme und eine Backmischung für Zitronenkuchen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, denn die jeweils aktuellen Warenlisten müssen jedem Kunden immer wieder neu vorgebetet werden. Glücklich entschieden, was in den Korb soll, endet das Procedere mit der Frage, in wie vielen Raten bezahlt werden soll. Drei bis zehn sind das Mindesteste der Kulanz, noch dazu zinslos. Die Konkurrenz schläft nicht.

Kaum zu Hause wirbt die Philharmonie per Anruf für den Kauf eines Konzertabos. „Telefon, Internet und Satellitenfernsehen“, so dröhnt es wenig später schon wieder durch den Hörer, „im Gesamtpaket!“ Spätestens bei den Sammelangeboten wird es für den professionellen Schnäppchenjäger kompliziert. Um die Preise vergleichen zu können, müssen die Gebühren für Gespräche ins Ausland kombiniert werden mit Datenübertragungsgeschwindigkeit und einer Auswahl von Unterhaltungs-, Nachrichten- und Sportsendern. Der Kampf um den Kunden wird bei dieser Fusion von orientalischem Feilschen und westlichem Marketing nicht unbedingt kundenfreundlicher.

Eigentlich wollte ich nur eine Pizza kaufen, um auf einer Autofahrt nach Hause den quengelnden Nachwuchs ruhigzustellen. Frühzeitig bestellt und beim Vorbeifahren abgeholt, war der Plan. „Familienpizza mit Getränk gibt es heute für nur fünf Schekel Aufpreis“, rufen die „Bestellungen“ des Fastfood-Restaurants ins auf laut gestellte Handy, „und drei Extras“. Schokoladenkugeln, Sesamstangen mit Chili oder mit Oregano. „Sind das jetzt zwei oder drei Extras“, frage ich, als wir in einen Stau geraten, während es von hinten ruft: „Ja, ja, Schokokugeln.“ Also gut. „Macht 88 Schekel“, rund 15 Euro, so teuer war Pizza noch nie.

Endlich angekommen, ist der Nachwuchs eingeschlafen, und im Laden herrscht Betretenheit. „Wir haben Ihre Pizza eben verkauft“, sagt die Geschäftsleiterin. Sie würde aber schnell eine frische für mich machen und mir „20 Prozent vom Preis nachlassen“. Nicht nötig, lehne ich dankend ab. Noch mal Glück gehabt.