VILLAGE VOICE 1 : Der Versuch, auf den Zug der deutschen Popmusik aufzuspringen
Eine halbwegs raffinierte rhetorische Volte steht am Anfang von „Keine Zeichen“, dem Debütalbum von Mariannenplatz: „Wir sind doch nicht wichtig / Guten Morgen, Berlin“ heißt es im Eröffnungssong „Nicht wichtig“. Das selbstbewusste „Hoppla, hier komm ich“ wird also schon mal zurückgenommen, bevor es überhaupt ausgesprochen ist. Man darf das ruhig als kokett einstufen, denn so mainstreamsatt die Gitarren daherbrausen, so überzeugt ist das Quintett aus – natürlich! – Kreuzberg davon, auf den rasenden Zug der erfolgreichen deutschsprachigen Popmusik aufspringen zu können. Dazu finden modische Slogans, die nach falsch verstandener Hamburger Schule klingen, und weitgehend sinnentleertes Wortgeklingel, das nach exakt richtig verstandenem Schlager klingt, friedlich zueinander: „Es wird sein, wie es ist, und es ist, wie es war. Es gibt Krieg und wir fliehen von der Zukunft in die Gegenwart“. Das ist flott, das ist peppig, man darf bloß nicht allzu lange drüber nachdenken. Mia haben endlich Brüder im Geiste gefunden, und zusammen wird nun ein provinzielles Berlin-Bild vermarktet und hoffentlich bald zu Tode geritten. Nach Mariannenplatz ist der Metropolenmythos Berlin endgültig erledigt. Auch ein Verdienst. TO