: VERZICHTBARE KONTAKTE
Was Kriminalität angeht, heißt es, ist Berlin längst nicht so schlimm wie Frankfurt. Oder wie New York. Mag sein, aber was uns der tägliche Polizeibericht beschert, reicht uns völlig aus.
Allein am vergangenen Dienstag wurde eine Kneipenangestellte in Neukölln mit dem Messer bedroht und zur Herausgabe ihres Geldes gezwungen, es wurden einer 41jährigen und einer 60jährigen Frau in Kreuzberg, einer 27jährigen Frau in Wedding, einer 69jährigen Frau in Britz und einer 67jährigen Frau in Rudow sowie einer 80jährigen Frau in Buckow jeweils die Handtasche entrissen. Eine 91jährige Frau aus Mariendorf wurde von zwei Männern in ihrem Haus erst die Treppe hinunter geworfen, bevor man ihr den Geldbeutel raubte.
Unter der Überschrift „Raub zum Nachteil eines Geldinstitutes“ wurde per Überfall auch eine Bank ihres Geldes verlustig. Ob der Raub ihr wirklich zum Nachteil geriet, bezweifelt die krimi- und versicherungsmäßig erfahrene Redakteurin. Eine Bank verschmerzt den Verlust ihres Geldes mit Sicherheit eher als die Frauen, die wesentlich kleinere Beträge verloren hatten.
Aber nicht nur Begegnungen, die ans Geld gehen, machen uns das Leben sauer. Hart wird es erst, wenn es an Leib und Leben geht. Und auch hier trifft es vorrangig die Schwachen. Ein 5jähriger Junge riß sich im Wedding von der Hand seiner Schwester los und wurde beim Überqueren der Fahrbahn von einem PKW angefahren. Er wurde schwer verletzt. Ebenso erging es einem 83jährigen Mann in Schöneberg und einer 80jährigen Frau in Buckow, die beide beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren und schwer verletzt wurden.
Die unangenehmen Begegnungen Auto gegen Auto beziehungsweise Auto gegen feststehenden Gegenstand sind in einer Großstadt durchaus geläufig und tragisch meistens nur für die Autoinsassen. So knallte ein PKW, dessen Fahrer die Vorfahrt nicht beachtet hatte, gegen einen Polizeiwagen. Die Autos und ein Polizist waren zerbeult. Des weiteren vergaß ein LKW-Fahrer seinen Hubkran einzufahren, donnerte mit demselben gegen die Unterkante der Yorck-Brücke und beschädigte bei der Gelegenheit auch gleich noch zwei PKWs. Zwei Personen wurden leicht verletzt, die Brücke hat nun zwei Dellen.
Wem das an Ereignissen an einem einzigen Tag nicht reicht, dem sei noch mitgeteilt, daß es am Dienstag 1.456 Funkwageneinsätze, 107 „Freiheitsentziehungen“, 162 überprüfte Ausländer, 9 Blutentnahmen und 217 Kfz –Umsetzungen gab. Schönen Tag, noch!
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