VER.DI, MERK AUF: WENIGER ARBEITEN FÜR WENIGER GELD IST SINNVOLL : Solidarisch faulenzen
Immerhin der DGB-Vorsitzende Michael Sommer hat es begriffen: Die Gewerkschaften stellen sich selbst ins Abseits, wenn sie auf Vorschläge der Unternehmer nur mit Reflexen reagieren. Dass Opel die Arbeitszeit seiner Beschäftigten ohne Lohnausgleich kürzen möchte, ist der richtige Weg. Es ist besser, in einem Betrieb alle Arbeitsplätze auf niedrigerem Niveau zu sichern, als welche zu opfern, um den Rest auf höherem Niveau zu erhalten.
Dass die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di auf die Vorschläge sofort mit einem lauten „Nicht mit uns“ geantwortet hat, macht ihre mangelnde gesamtgesellschaftliche Verantwortung wieder mal deutlich. Sie vertritt ausschließlich die Interessen der Arbeitsplatzbesitzer. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist heute wirklich niemandem mehr zu vermitteln.
Allerdings ist nicht nur Ver.di auf dem falschen Dampfer. Auch die Arbeitgeberverbände denken mit ihrer Forderung nach Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerungen zu kurz. Wenn sich die Länder im so genannten Standortwettbewerb gegenseitig unterbieten, wer soll dann noch die produzierten Waren kaufen? An mangelnder Binnennachfrage krankt die Wirtschaft hierzulande ohnehin schon.
Damit also – wie bei Opel – nicht nur der Mangel verwaltet wird, sondern tatsächlich Menschen in Arbeit kommen, muss die Maßnahme ausgedehnt werden. Und zwar auch auf Bereiche, in denen nicht nach Stunden bezahlt wird, aber regelmäßig Überstunden geschoben werden. Verteilung der Arbeit auf alle, die Arbeit suchen, statt mehr und länger zu arbeiten – das entlastet auch die Solidarkassen.
Überstunden und längere Wochenarbeitszeiten müssen also tabu sein, solange noch Menschen nach Arbeit suchen. Und wenn wieder mehr Beschäftigte in die Solidarkassen einzahlen, statt daraus zu nehmen, sinken die Beiträge und Arbeit wird billiger. So wird das Land konkurrenzfähig – und dann kann Arbeit auch wieder besser bezahlt werden. PETER KÖPF
Der Autor ist Journalist in Berlin