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Archiv-Artikel

VERBRAUCHER BRAUCHEN VERBRAUCHERSCHUTZ – UND DER KOSTET GELD Schöner Schein statt schnöder Infos

Ach, lebten wir doch nur in einer Welt, in der sich alle an ihre Versprechen hielten – einkaufen könnte so einfach sein. Der Kunde würde umgarnt, gehegt und gepflegt. Es gäbe keine zweifelhaften Auktionen im Internet, keine Rabattkarten, bei denen sensible Daten nur schlampig geschützt werden. Doch die Realität sieht anders aus. Darum ist es falsch, wenn die Länder nun den Verbraucherschutz löchern. Leere Kassen hin oder her.

Gäbe es hier die Guten, da die Bösen, dann könnte sich jeder leicht orientieren. Doch die Welt der Banken, der Supermärkte und Versicherungen funktioniert nicht wie ein klassischer Western. Kaum jemand hat noch den Durchblick bei den vielen Handyverträgen oder Baufinanzierungen. Der Verbraucher kann noch so klug sein, seine Rechte wird er kaum alle kennen.

Dabei soll er sich immer mehr um sich selbst kümmern. Die Republik setzt schließlich auf Eigenverantwortung und Deregulierung. Beispiel Altersvorsorge: Die Banken waren sofort zur Stelle, als die Riester-Rente aufkam, und warben mit ihren vielversprechenden Angeboten. So vielversprechend, dass sie selbst ein Steuerberater kaum durchschaute. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zieht sich der Staat aus seiner Verantwortung zurück, zumindest für eine anständige Beratung zu sorgen.

Der Kampf zwischen unabhängigen Informationen und Werbung ist schon jetzt ungleich genug. Stiftung Warentest, Verbraucherzentralen und das eine oder andere Ernährungsprogramm sind Bund und Ländern jedes Jahr 120 Millionen Euro wert. In derselben Zeit setzt die Werbewirtschaft in Deutschland 30 Milliarden Euro um.

Verantwortliche Verbraucher aber brauchen keinen schönen Schein, sondern schnöde Informationen. Vor langer Zeit plante Ministerin Renate Künast mal mutig ein Verbraucher-Informationsgesetz – die Unternehmen sollten die Käufer nicht länger täuschen können. Sie scheiterte damit an der Union. Lachender Dritter waren die Unternehmen. Und der Verbraucher bleibt zurück in seiner Warenwelt: ratlos. HANNA GERSMANN