: U'wa drohten mit Selbsttötung –betr.: „Drei entführte US-Bürger tot“ (Kolumbien verdächtigt Farc), taz vom 8. 3. 99
[...] Beunruhigt sind wir über die Umstände der Morde. Ingrid Inawatuk und Larry Gay Laheenge Terence Freitas hatten die U'wa besucht, um diese in ihrem Widerstand gegen die Ölfirma Occidental de Colombia zu unterstützen. Die kolumbianische Tochterfirma des US- amerikanischen Ölmultis Occidental will den sogenannten Block Samoré nach Öl erforschen und gegebenenfalls ausbeuten. Dort werden für Kolumbien bedeutende Lagerstätten vermutet. Seitdem jedoch im Jahr 1994 die Ausbeutung auf 380.000 Hektar verkündet wurde, riß die Gewalt in dieser Region nicht mehr ab. Hauptleidtragende sind die Ureinwohner. Die U'wa drohten sogar mit kollektiver Selbsttötung, sollte auf ihrem als heilig erachteten Land nach Öl gebohrt werden. [...]
Das Verbrechen geschah nun zu einem Zeitpunkt, an dem Occidental de Colombia einen neuen Vorstoß unternahm, die Lizenz für Probebohrungen zu erhalten, ohne daß die Landrechte auch nur annähernd geklärt sind. Hinter dem Rücken der U'wa wurde offensichtlich mit den Ministerien für Umwelt sowie für Inneres ein Verfahren ausgekungelt, um mit dem Bohren beginnen zu können, ohne formal gegen die Empfehlung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission zu verstoßen. Die drei US-Bürgerinnen und –Bürger stellten für die U'wa eine wichtige Brücke zu den Unterstützergruppen in den USA dar.
Unbeschadet der dringend notwendigen Aufklärung über Hintergründe und Verantwortung für die Morde halten wir es ebenfalls für notwendig, daß die gesamten Pläne zur Förderung des Erdöls in dieser Region in Frage gestellt werden. Unabdingbar scheint uns, daß Occidental de Colombia seinen Antrag auf eine Bohrlizenz zurückzieht und seine Rolle im Gewaltzyklus in dieser Region überdenkt. [...] Dr. Theodor Rathgeber, Gesellschaft für bedrohte Völker, Abt. Indigene Völker
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