: Urteil in der Lapas-Affaire
■ Zwei Jahre auf Bewährung für Gilles
Bonn (taz) – Die Bestechungsaffaire im Zusammenhang mit dem inzwischen gestoppten Höhenaufklärungsflugzeug „Lapas“ ist jetzt auch juristisch nachgewiesen. Zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren wegen Bestechlichkeit verurteilte gestern die Erste Große Strafkammer des Bonner Landgerichts den ehemaligen Regierungsbeamten im Verteidigungsministerium, Norbert Gilles. Der mittlerweile 70jährige Pensionär war in den 80er Jahren maßgeblich an der Vergabe lukrativer Rüstungsaufträge beteiligt, für die er sich fürstlich entlohnen ließ.
Gilles galt zu seiner Amtszeit als Fachmann für elektronische Kampfführung. Geschätzt wurden seine Kenntnisse indes nicht nur von seinem damaligen Chef Manfred Wörner, sondern auch von renommierten Wirtschaftsbossen, wie dem bayerischen Streibl- Amigo Burkhard Grob. Nachdem dieser, nicht zuletzt durch die Einflußnahme von Gilles, den Zuschlag für den Bau der millionenschweren „Lapas“-Flugzeuge erhalten hatte, entwickelte sich zwischen den beiden echte Freundschaft. Gilles wurde samt Ehefrau auf die brasilianische Hazienda des Unternehmers eingeladen, das Geld für das Flugticket hatte ihm Grob dezent auf einem Luftwaffenball in die Tasche gesteckt. „Wir Physiker unter uns“, kommentierte der bayerische Chef- Amigo als Zeuge in Bonn, nachdem er selbst schon vor einiger Zeit eine Bestechungsstrafe in Höhe von etwa 80.000 Mark zahlen mußte.
Darüber hinaus aber bedankte sich auch das Unternehmen AEG- Telefunken wiederholt bei ihrem „großen Freund“ von der Hardthöhe. Schließlich hatte Gilles ein ums andere Mal geheime Dokumente – bestimmt für Staatssekretäre – erst einmal an die Chefetage von AEG weitergeleitet. Das ermöglichte dem Großunternehmen reibungslose Rüstungsgeschäfte mit den südafrikanischen Streitkräften und ihrem V-Mann auf der Hardthöhe erholsame Urlaube am Kap der Guten Hoffnung. Richterin Renate Gmelin im abschließenden Urteil: „Reisen mit Bildungscharaker waren sein Hobby.“ Hasso Suliak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen