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Urenco-Atommülltransporte nach RusslandProtest gegen strahlende Importe

Atommüll aus Deutschland ist in Russland eingetroffen. Mehrere russische Demonstranten festgenommen.

Protestaktion vor der Eon-Zentrale in Düsseldorf gegen die Atommülltransporte von Urenco (Archivfaufnahme von 2007). Bild: dpa

MÖNCHENGLADBACH taz Der bislang größte Transport von Atommüll nach Russland sorgt für Proteste. Nachdem am Mittwochabend über 100 Container mit rund 1.250 Tonnen abgereichertem Uran aus der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau per Schiff im Hafen von St. Petersburg eingetroffen sind, protestierten russische Umweltgruppen am Donnerstag gegen den gefährlichen Import aus Deutschland.

Unmittelbar nach der Mahnwache wurde ihr Organisator, Raschid Alimow, zur Miliz vorgeladen. Dort wurde ihm eröffnet, dass man Anzeige gegen ihn erstatte. Statt der von Alimow angemeldeten 30 Teilnehmer seien 50 Personen erschienen, zudem hätten zwei Umweltschützer Signalfackeln in den Händen gehalten, so die Vorwürfe.

Die mit Uranhexafluorid beladenen Container stammen von der Firma Urenco, an der unter anderem die deutschen Energiekonzerne Eon und RWE beteiligt sind. Von St. Petersburg aus werden sie per Zug Richtung Ural transportiert, wo sie in der "geschlossenen Stadt" Nowouralsk gelagert werden sollen, berichtete das Jekaterinburger Büro von "Echo Moskau". Uranhexafluorid ist in seiner abgereicherten Form ein Abfallprodukt, das in Urananreicherungsanlagen anfällt. Ab etwa 57 Grad Celsius bei normalem Luftdruck gasförmig, bildet es im Kontakt mit Wasser hochätzende Flusssäure.

Besonders besorgt sind die Umweltschützer über die Lagerung des Mülls in der "geschlossenen Stadt". Selbst russische Staatsbürger können diese nur mit einer Sondergenehmigung betreten. "Die Zusammenarbeit von deutscher Atomwirtschaft und der geschlossenen Stadt Nowouralsk zeigt, dass undemokratische Strukturen in Russland ein geschätzter Partner der westlichen Atomwirtschaft sind", sagte Wladimir Sliwjak, Co-Vorsitzender von Ecodefense, zur taz. Ihm selbst war 2006 bei einem genehmigten Besuch der geschlossenen Stadt Lesnoi verboten worden, Bodenproben zu entnehmen, um Gerüchte über einen Unfall zu überprüfen.

Doch selbst die offiziellen Berichte der staatlichen Atomaufsichtsbehörde Rostechnadsor, so Sliwjak, seien Grund zur Beunruhigung. So habe die Atomaufsichtsbehörde festgestellt, dass die Sicherheitsvorschriften an keinem Bestimmungsort des abgereicherten westeuropäischen Atommülls eingehalten würden. Es bestehe ein hohes Risiko, dass die Atommüllcontainer brüchig werden, zitiert Sliwjak aus dem Bericht der russischen Behörde.

Die Umweltschützer wollen darum weiterkämpfen. Man werde den Zug beobachten und am Montag in Moskau und Jekarerinburg demonstrieren. Zudem bereitet Ecodefense eine Anklage bei der russischen Generalstaatsanwaltschaft gegen die Atomtransporte von Urenco vor.

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4 Kommentare

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  • R
    Radioaktivman

    Die Verschiebung von Atommüll von Deutschland nach Russland ist seit Jahren gängige Praxis. Die Container werden dort unter "freiem Himmel" gelagert. Als der Bundesumweltminister Gabriel (SPD) darauf angesprochen wurde, gab es vom ihm: -keinen Kommentar

  • K
    Klingstedt

    Wenn die Ahnungslosigkeit von taz-Lesern, wie diesen beiden hier "Freiesdenken" und "vic", sich auch nur zum Teil mit dem Wissen der Bevölkerung deckt, dann kann ich nur sagen: "Gute Nacht Deutschland!" - aber so schlimm ist es ja noch nicht; immer mehr Menschen ahnen, daß Tschernobyl nicht für alles und alle Zeit herhalten kann, und daß ein Ausstieg uns sogar klimatisch teuer zu stehen kommen wird, daß der eigentliche GAU - der CO2-GAU - schon längst in Gang ist, und wir in Deutschland insbesondere der Grünen-Bewegung dafür danken können, daß wir pro Kopf weit mehr CO2 in die Luft blasen als unsere Nachbarn, die Franzosen! Die Schadensrechnung dafür sollte man eines Tages dieser Bewegung auf den Tisch legen!

  • F
    freies-denken

    Es ist eine Schweinerei von Eon und RWE durch ein Unternehmen Namens Urenco-Atommülltransporte nach Russland zu versenden. Wenn ich da an die Unsinnigen Werbesendungen denke von Eon und RWE dann kommt da wohl vorne Hui und hinten Pfui und das alles lassen sich diese Konzerne auch noch fett bezahlen von Endverbrauchern. Was veranlasst Russland bewusst Atommüll mit hohen Risiko bei sich einzulagern? Was bekommt Russland dafür? Das die bewussten Menschen demonstrieren und dafür von der Militz belästigt werden zeigt doch nur die Verstrickung der Politik in die Atomtransporte.

  • V
    vic

    Welches wichtige Ereignis jährt sich nächsten Monat?

    Ostern? Ja, auch das.

    Tschernobyl, 26.04.1986.

    Inzwischen auch schon 23 Jahre.

    Ein guter Zeitpunkt, aus der Kernenergie auszusteigen, aus der Kohle gleich mit.

    Wenigstens wir sollten das endlich alle tun.