Urdrüs wahre Kolumne : Kein Fußbreit geladenen Gästen!
Einer der unangenehmsten Erscheinungsformen des Großstadtmenschen ist heute vom Mobilblechproduzenten Audi der Neue Wall in Hamburg als Cruising Area reserviert worden. Wehret diesen Siebenmeilenstiefel-Schritten zur Privatisierung öffentlichen Straßenraums und holt euch die Stadt von den „geladenen Gästen“ zurück: „Cause the banks are made of marble / that the workers sweated for“!
Neureicher Parvenue, der er ist, hat Carsten Maschmeyer als Boss der Multilevel-Drückerkolonne AWD schon Veranstaltungszentren in Bremen und Hannover sein Brandzeichen aufgedrückt. Und feierte drum in der AWD-Arena der niedersächsischen Landeshauptstadt das 20-jährige Bestehen unter devotester Anteilnahme der lokalen Medien mit den unvermeidlichen Scorpions. Über die Nebenjob-Vermittlung der Agentur für Arbeit waren einschlägige Aushilfskellner wie Thomas Gottschalk, Gerhard Schröder, Christian Wulff und Sigmar Gabriel verpflichtet worden und selbst UN-Generalsekretär Kofi Annan musste sich vorführen lassen. Ob unter den Gästen auch jener AWD-Mitarbeiter war, aus dessen Bestand ich einst auf dem Flohmarkt das interne Schulungsbuch „Erlebte Verkaufspraxis – wie ich mein Einkommen beim AWD vervielfache“ erwarb – versehen mit folgender Widmung: „Hallo, Herr S.! So, jetzt ist die oberste Stufe des Repräsentanten erreicht. Die nächste kann nur heißen Führungskraft S. 8-DM-Stufe. Sie wissen doch, Mandanten kommen nur, wenn sie telefonieren, Analysen schreiben und Abschlüsse tätigen“?
Dass in Bremen trotz aller Intrigen gegen Murat Kurnaz noch etwas Sinn für Würde und Menschenwürde vorhanden ist, bestätigt das Verbot von Bürgermeister Jens Böhrnsen, dem Quartals-Sadisten Dieter Bohlen das Rathaus für seine mediengerechte Psychofolter an hilflosen Hartz-IV-Klienten zur Verfügung zu stellen. Auch an so was sollte der launische Fußballgott mal denken, wenn er die Weichen stellt für die nächste deutsche Fußballmeisterschaft!
Dem SV Union Stadthagen wurde gestern in Anerkennung seiner integrativen Arbeit mit deutschen und türkischen Spielern vom SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy ein signierter Fußball überreicht. Den hätten die Kicker des niedersächsischen Fußballclubs sicher noch mehr geschätzt, wenn nicht der bräsige Frank-Walter Steinmeyer unterschrieben hätte – was will man denn um Himmels willen damit? Beim nächsten Mal bitte Lukas der Podolski, Miro Klose oder zumindest Robert Enke.
Die philologischen Steißtrommler des Hamburger Senats bleiben auch mit den Grünen als Dazwischenquakern entschieden auf der Linie schwarzer Pädagogik und lassen durch Bildungssenatorin Christa Goetsch mitteilen, dass das Pilotprojekt um die Abschaffung von Zeugnisnoten nicht ausgeweitet werden soll. Dabei war der Verzicht auf den Zensurenprügel schon vor mehr als 30 Jahren Konsens auf grünen Parteitagen: „Das Erreichen des Klassenziels ist für Christa sehr gefährdet!“
Möge das Wetter an diesem Wochenende grillfähig sein – erbittet von den einschlägigen Instanzen für sich und alle Gäste von Geburtstagszigeuner Günni alias Rankeli im Waller Parzellengebiet ULRICH „Stacheli“ REINEKING
ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, ist zwar Freund sonnigen Wetters, aber mitnichten aus Zuckerwatte.