Urdrues wahre Kolumne : Keine grünen Orangen!
Tatkräftig unterstützen will CDU-Fraktionschef Hartmut Perschau weiterhin die International University Bremen. Wäre ich der Kassenwart dieser Schule – ich würde das mindestens so ernst nehmen wie die Bereitschaft seiner Fraktion, Kindergärten, Theater und Museen auf zukunftsreiche Grundlagen zu stellen oder die Abwehr des SV Werder zu verstärken. Hoffen und Harren hält in diesem Bundesländchen noch jeden zum Narren!
Überfallartig und ungefragt wurde ich dieser Tage in einem Kaufhaus der Bremer Innenstadt aus einem so genannten Tester mit einem kräftigen Stoß eines Parfüms eingedieselt, das bei aller Orientierung auf Metrosexualität keineswegs als dezenter Herrenduft durchgehen konnte. Verantwortlich dafür war keineswegs das dafür zuständige Personal, sondern eine vielleicht Fünfzehnjährige, die ihren Freundinnen nunmehr zurief: „Jetzt hat der Dicke zu Hause aber ein Problem!“ Hat er zwar nicht, aber die Aktion ist immerhin Beleg dafür, dass man sich in Deutschland nicht genügende Gedanken macht, wenn es um die Bekämpfung von nicht-islamischem Terror geht!
Kürzlich fand sich in dieser deiner immer noch real existierenden Tageszeitung die Überschrift „Einsenktunnel hat die Nase vorn“. Und seitdem lässt mich die Frage nicht los, wie so ein Einsenktunnel aussieht – sei es in Seehausen oder anderswo. Kommt er mit Rüssel oder Stupsnase daher, mit gebogenem Zinken, Boxerknick oder Designerschwung? Möge sich doch der Herr Til mal mit dem Griffel darüber Gedanken machen, denn dieses Problem lässt mir seitdem keine Ruhe.
Leider hatte ich in diesem Jahr keine Zeit, auf dem Waller Friedhof bei der Kundgebung für die Heldinnen und Helden der Bremer Räterepublik dabei zu sein, habe aber immerhin da und dort bei meinen Veranstaltungen dafür mobilisiert und agitiert. Und fordere weiterhin ein, in Erinnerung an diese Genossen mindestens einen Tag schulfrei zu geben. Und mit der taz-weise zitierten Heiligenverehrung hat das überhaupt nichts zu tun: „Denn wer im Stich lässt seinesgleichen/der lässt doch nur sich selbst im Stich.“ Entschuldigen lässt sich die Flapsigkeit mit „Heiligenverehrung auf sozialistisch“ nur durch die eigentliche Schlagzeile. „Schnee auf roten Fahnen“. Was wären diese Worte doch für eine literarische Steilvorlage gewesen, hätte Peter Hacks sie vor die Augen bekommen!
Das Werder-Grün in Orange verwandeln, wo doch just diese Farbe auch den Putsch von Sankt Angela begleitet hat und in der Ukraine längst als Synonym für Arschabfrieren und Tütensuppenverlängerung für die Armen steht: Wer so was ernsthaft fordert, der kann auch gleich das Anschlussverfahren des immer noch so wunderschönen SVW an den FC Bayern betreiben. Und anschließend zeugen auch die Präsiden von Werder mit den Sekretärinnen und Spielerfrauen beim Vereinsvergnügen lauter Kinder, für die dann Kaiser Franz die Patenschaft übernimmt. Dahinter stecken vermutlich neben den Logenbesetzern Menschen, die für Sessel- und Rasenheizung auf dem Platz eintreten und Fußball am liebsten als Computerspiel betrieben sehen wollen.
Gehört am Buswartehäuschen der Line 26 an der Bürgerweide im Gespräch unter zwei Besuchern der Classic Motorshow: „Dieses Mercedes 300 Cabrio, das war ja so was von geil. Für einmal mit fahren würde ich mich glatt in den Arsch ficken lassen.“ Angesichts des Jugendwahns bei den landesüblichen Besitzern solcher Fahrzeuge wird der etwa 60-jährige Enthusiast mit seinem Angebot auf wenig Nachfrage stoßen. Als Beleg für die Drogenhaftigkeit des Automobilismus mag der Spruch aber ganz gut herhalten…
Dass der Allgemeine Deutsche Fahrradclub „freie Fahrt für Kinder durch den Rhododendron-Park“ fordert, muss ich als Aktivist der Bremer FußgängerInnenbewegung BFB unbedingt zurückweisen. Denn natürlich werden die Kurzen nicht allein auf dem Bonanzarad mit Stützrädern durch die Anlagen zockeln, sondern voranstrampeln werden ihnen hochgradig sozialpädagogisch verseuchte Elterntiere im gefälligen Naturdarm-Look ihrer Biker-Textilien auf pfeilschnellen Hochgeschwindigkeitsrädern, wie sie im Waller Park bereits zur Menschen und Dackel gefährdenden Offensiv-Masse geworden sind. Den spazierenden Zeitgenossen lieben/das Fahrrad auch mal schieben und uns der neuen Langsamkeit erfreuen – so allein lässt sich die neoliberale Sturz-und Höllenfahrt der grauen Zeitfresser noch stoppen!
Weiß jedenfall und hoffentlich nicht nur
Ulrich „Momo“ Reineking