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■ Urdrüs wahre KolumneFrau Meier, komma rüber!

Bunt ist die Welt, aber rund ist der Tisch: Und was der früheren Bundesrepublik beim Anschluss der früheren DDR nützlich war, das soll jetzt auch den bremischen Koalitionären, Planern und Wirtschaftsförderern behilflich sein bei der Schleifung der stadtnahen Kleingartengebiete und der Illegalisierung jener, die nicht im Wüstenroth-Kackhäuschen von Interhomes, Okal und Kampa oder in den Häuserschluchten der Bronx vegetieren, sondern ihr Leben als kreative Gartenheimer auf Parzelle gestalten wollen.

Am Dienstag, um 18 Uhr, kommen die senatorischen Befriedungsstrategen mit einigen Hiwis im Landheim Walle kurz vorm Fleet zusammen, um am Runden Tisch zu verhandeln, wo es rein gar nix zu verhandeln gibt: Die BürgerInnen-Initiative Gartenwohnkultur, die Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner und der Kleingärtnerverein – sie werden auch da sein, um mit blaumeierschen SängerInnen, vorstädtischen Komikern und notfalls auch feuerspuckenden Akrobaten klarzumachen, dass es hier nix zu diskutieren oder gar zu bereinigen gibt. Nostalgische Putzgruppen, fahrradeuphorische Epikuräer, neugierige Individuen und andere Menschen wie du und ich sind herzlichst zum Vorbeikommen eingeladen ...

Die Fahrt der Baudeputation zum CentrO Oberhausen – man kann sie nur begrüßen, denn in diesem Ruhrpott-Kaff lässt sich auf das Anschaulichste überprüfen, wie Gigantomanien im Space Park-Stil eine ganze Innenstadt kaputtmachen und dann auf der grünen Wiese ein monströses Raumschiff hinterlassen, hinter dessen potemkinschen Fassaden, Mjusicaltheatern, Drogeriemärkten, Zuhälterdiscos und Vokuhila-Kneipen das Elend seine Filialistenfratze zeigt. Selbst die Kinder am Ungeist dieses Ortes sind blöder als anderswo, wie ich bei einem dortigen Gastspiel mit echten Kamelen, echten Wahrsagerinnen, und echter Bauchtanzgruppe als echt-orientalischer Entertainer im Rahmen einer Markenkaffee-Promotion erleben konnte: „Habt ihr CD-Roms davon?“, wollte so eine CentrO- und Tabaluga-geschädigte Rotzbratze wissen, um dann nach dem fälligen „Nein“ festzustellen: „Dann komm ich nächstes Jahr mal wieder“...

Wir aber nicht!

Gleich vier der preiswerten Kaffeemaschinen zum Stückpreis von gerade mal zwanzig Mark kauft eine mutmaßlich russlanddeutsche Kundin in der Nonfood-abteilung des Lebensmittelmarktes und wird daraufhin von einem hinter ihr stehenden älteren Arschgesicht im grotesk-grünen Cordanzug ziemlich muffelig bezichtigt, damit wohl Schwarzmarktgeschäfte in Kasachstan treiben zu wollen. Hochzupreisen hier die couragierte Kassiererin, die daraufhin Alarm schlägt: „Frau Meier, komma rüber, hier belästigt einer die weibliche Kundschaft“. Für solche Fälle sollte man immer eine Minipackung Mon Cherie als sofortige Alternative zur Ordensverleihung in der Tasche haben!

Wie der Bremer Tobias Baron von der Weltregierung jetzt in einer vielbeachteten Erklärung auf dem „Infotag Bauhaus“ an der Uni Weimar gegenüber der Öffentlichkeit verlautbarte, wird sein Kabinett angesichts des rückwärtsgewandten Palavers um BSE, Uranmunition und andere Wechselfälle des Lebens ab sofort das Ressort eines „Fehlerministers“ einrichten. Irgendwie deucht mich der ja politisch derzeit eher unterbeschäftigte Ronald-Mike Neumeier der Richtige für diesen Posten zu sein: Da er auch schon über sparkassenkompatible dunkle Anzüge verfügt, würde dies auch den Etat für Einsätze auf internationalem Parkett nicht übermäßig strapazieren. Bewerbungen bitte unter www.weltregierung-org. Und bitte kein übertriebenes „Dankeschön“ für den Tipp. Machen wir doch gern, sowas!!

In weiten Teilen der örtlichen Presse fehlte der Hinweis, dass beim heutigen KarneKraWalle 2001 in der GaDeWe der endesunterzeichnete närrische Präsident von der Schlagercombo „Lars Vegas & die Heiterkeit“ supported wird, geht es doch auch darum, per Publikumsentscheid einen Bremer Vorschlag für den deutschen Grand Prix-Entscheid zu ermitteln. Auf dein Votum freut sich jedenfalls schon ganz gewaltig

Ulrich „Hossa“ Reineking

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