■ Urdrü's wahre Kolumne: Standesamt ist super-dada!
Obwohl ansonsten verschärfter Befürworter allgemeiner Arbeitsniederlegungen (GENERALSTREIK EIN LEBEN LANG!), möchte ich doch in tiefer Sorge um die Grundversorgung die Tarifpartner NGG und Bremer Brauer Societät bitten, sich vor Ablauf der Friedenspflicht am 31.August irgendwie zu einigen. Beachten Sie Ihre Verantwortung gegenüber der trinkenden Mehrheit.
Apropos... Sorgen macht uns der CDU-Politiker Günter Klein aus Overniggeland. Sein Auftritt bei der hochgradig faschisierten Bürgerversammlung des eigenen Kirchspiels gegen Wohnmöglichkeiten für Drogenkranke auf dem heiligen Rasen des NobelgehtdieWeltanArsch-Stadtteils war nicht nur von der zu erwartenden agitatorischen Einfalt geprägt, sondern auch von einem ganz und gar charakteristischen Lallen. Ja hat's denn bei euch keine Betty-Ford-Klinik oder wenigstens eine Blaukreuzer-Gruppe im Dorf für solche Fälle?
Übrigens hat der liebe Gott auf der nämlichen Veranstaltung sehr wohl die unbarmherzigen Worte der scheinheiligen Elisabeth gehört und denkt sich gerade eine ganz harte Strafe für diese Magd des Herrn im halblangen Faltenrock aus. Nur zu!
So aber schlagzeilt hocherfreut DER HAUS- UND GRUNDEIGENTÜMER als bremisches Mitteilungsblatt der Slumlords: „Grundrecht Wohnen ist politisch vom Tisch“. Ja, so hätten sie's gern im gemeinsamen Himmelbettchen mit den Ringvereinen der Makler.
Kindtümlich haut das Magazin „Schulbeispiele“ auf sein Titelblatt: „Spahren machd dumm“ und tritt im Innenteil den Nachweis eigener sprachlicher Insuffizienz an: „Bildung tut Not“. Die RedakteurIn, die den Fehler findet, wird mit einer krossen GrillWurst belohnt.
Für Flüchtlinge aus Ex-Jugoland erwärmen sich auch jene Stammler, denen sonst „Ausländer raus“ als ständige Geläufigkeitsübung von der Zunge spritzt. Gut so und warum auch nicht. Hamse sich eigentlich schon mal gefragt, warum die Cap Anamur-Flüchtlinge von Lissabon nach Hamburg flogen, um dann erst weit nach Mitternacht per Bus zur Notaufnahme nach Bremen gebracht zu werden? Bedanken dürfen sich die Bürgerkriegsopfer für diese Extratour bei einem Hamburger Unternehmen, das bei der Air France auf strikte Einhaltung des Wartungsvertrags bestand. Auch son'n Fall von Kriegsgewinnlern?
Ein Reisebüro in der Neustadt offeriert im Kleinanzeigenteil des anderen Bremer Tagblatts bei Türkeifahrten „spezielle Ermäßigungen für Beamte“. Steckt bestimmt 'ne Schweinerei dahinter...
Unangenehm sind Leute, die in der Straßenbahn der Linie 10 gen Dobben ihre Mitreisenden zwangsweise am baßdumpfen Zombieklang ihrer Walk- Männer teilhaben lassen sowieso. Wenn sie dann noch in der Bahn Giros vom Knoblauchigsten verzehren und dazu um 10 Uhr morgens wie ein Raucherabteil im Bundeswehrsonderzug riechen, ist das Maß schon fast voll. Dazu aber noch die Lektüre von Auto-BILD, und wir wünschen guten Rutsch auf der Bananenschale, hingeworfen vom bösen Kurzhaar- Vetter aus Rostock.
Wertes Music Recycling-Trio, das morgen im Kairo seinen Auftritt hat: Müssen die Herren den Hinweis auf dieses zweifelsfrei bedeutsame Ereignis unbedingt nach Mitternacht zwecks Weitergabe ans müde Ohr des wahren Kolumnisten telefonieren? Immerhin — Ziel erreicht, diesmal noch!
Ulrich Reineking-Drügemöller
Namens des Elferrats von ESV Blau Weiß (5.Herren), GaDeWe und Wurst-Symposion 92 seien den heute hoch-zeitenden Brautleuten Bea Stuttmann und Jürgen Hänel hiermit die besten Segenswünsche überbracht. Standesamt ist Super-Dada!
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