■ Urdrüs wahre Kolumne: Ein Bett wie Wedemeier
Wenn ich die Angestelltenkammer wäre, würde ich ein Seminar über ökologische Abfallwirtschaft nicht, also wirklich nicht, im März 1993 mit diesen Worten ankündigen: „Umgang mit Altlasten – Fachtag zu aktuellen Problemen bei der Angestelltenkammer“.
Im Kosmetik-Depot des Drogeriemarkts wird Endesunterzeichneter Ohrenzeuge dieses Verkaufsgesprächs ohne Abschluß: „Das war in der Werbung jetzt, eine blaue Dose und soll sehr gut sein. Weiß aber nicht mehr, ob das 'ne Creme war oder Flüssig-Makeup. Soll aber sehr gut sein, im Hintergrund war was mit Meer – jedenfalls, das hätte ich ganz gern, habense das schon?“
Wer hätte nicht gern ein Wasserbett von den Stadtwerken, eine Bürogarnitur oder zumindest den Kostenübernahmeschein für eine Autoreparatur? Wer Klaus Wedemeier sowas neidet, beweist doch nur, die Spielregeln des gesellschaftlichen Assozialpakts nicht zu kennen. Und kennstes nich, dann hastes nich: Wer ein gutes Gewissen hat, kam nur noch nie ernsthaft in Versuchung.
Lohnt sich Arbeit noch? fragt der DGB-Kreis Bremen in einer Podiumsdiskussion am kommenden Dienstag. Wer diese Frage noch stellen muß, hat die Antwort noch nicht gefunden. Und da Paul Lafargue nicht auf dem Podium sitzt, soll sie hier schon mal für alle die beantwortet werden, die am 3O.März gerade keine Zeit haben: Nein.
Brandenburger Fleisch- und Wurstwaren, Spreewaldgurken und vermutlich auch das Allerlei aus der Messe- und Heldenstadt Leipzig werden demnächst in der Stadthalle Bremerhaven zu probieren sein auf einer Ausstellung unter dem verheißungsvollen Motto „Ostgemachtes – ein gutes Stück Deutschland“. Veranstalter ist der Förderverein „Made von HIER e.V.“ und das Ganze kein Aprilscherz, sondern Marketing. „Sie werden sich davon überzeugen können, daß die Produzenten aus den neuen Bundesländern, die die Wende erfolgreich überstanden haben und sich als aktive Partner der Marktwirtschaft bewähren, mit der Qualität ihrer Produkte nicht hinter den Wünschen und Anforderungen der Käufer zurückbleiben“-schreibt der Werbetexter. Und wenn solch ein Satz nicht Sabotage ist am Aufbau Ost, dann möcht' ich Birgit Breuel heißen.
Jede würdige Großmutter sollte sich die plumpe Vertraulichkeit des CDU-Manns Christian Wulff energisch verbitten. Der Spitzenkandidat für' s Amt des Ministerpräsidenten von Hannover aus der Junior- Boutique von C&A Brenninkmeyer hat eine Initiative gestartet mit dem Schnack „Oma nimm dir 'nen Studenten“. Damit will er jungakademische Wohnprobleme einerseits und altersbedingte Einsamkeit andererseits gleichermaßen bekämpfen. Klingt ja auf Anhieb ganz schön nach Solidargemeinschaft, aber wenn ich als Opa die Wahl hätte zwischen dem Hausgenossen Wulff und dem Rauhhaardackel Petzi – ich griffe sehr viel lieber zur Wacholderflasche. Klar und wahr und weder schleimig noch bissig. Also lautet ein Beschluß / daß der Mensch mal ruhen muß! Frohes Schaffen wünscht Ihnen auf dem Weg in den Urlaub Ulrich Reineking-Drügemöller
PS: Immer schön fröhlich bleiben... Noch' n PS: Tiefes Mitgefühl verbindet jedes warme Herz mit Bundeswehr-Reservisten-Funktionär Ewald Kraas/Bremen, der in Anwesenheit des Parlamentarischen Staatssekretärs Bernd E. Neumann dieser Tage bedauerte, „daß bei der Auflösung des Hanseatischen Heimatschutzregiments 72 zahlreiche Reservisten aus Bremen und Norddeutschland verlieren.“ Tröstet euch mit Freddy: „Heimatlos sind viele auf der Erde. Heimatlos. Und nicht daheim!“
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