■ Urdrüs wahre Kolumne: Kein Käse für Shakespeare
Urdrüs wahre Kolumne
Kein Käse für Shakespeare
Ha und Em, das bekannte swedisse Fachgessäft für Lolita-Moden in den deutsen Innenstädten verteilt an die ff Kundschaft (Wir um 13) derzeit über den Edgar Gratis-Postkarten-Service ebensolche mit aufgeklebtem Kondom aus der ostzonalen Mondos-Produktion (Plaste und Elaste aus Skopau...) und der Aufforderung WEAR IT! Damit die jugendliche Kundschaft nun gar nichts falsch machen kann, ist auf der Rückseite das Owner's Manual mit heißen Tips für den geneigten Verbraucher angebracht:“Als Gleitmittel nur wasserlösliche Gele verwenden.Vor dem Benutzen des Kondoms H & M-Slip ausziehen“. Und nirgendwo auf der Verpackung ist ein grüner Punkt zu finden!
Daß man Arschloch in Bremen wie Karstadt buchstabiert, ist nicht nur Ausdruck von grassierendem Analphabetismus! Als die Shakespeare Company jetzt bei den bremischen Pfeffersäckchen freundlichst wegen Sachspenden von Makkaroni, Tütensuppe, Cervelatwurst und Schmierkäse zur Atzung der TeilnehmerInnen ihres Jubiläums-Festivals anfragte, wies die Marketingabteilung von Hinrich Blumenberg & Co das Ansinnen barsch zurück: Man könne sich noch gut daran erinnern, daß Mitglieder der Company die autofeindliche Politik gegen die Interessen der City-Kaufleute unterstützt hätten. Nun kommt es ja öfter vor, daß Sponsorengelder als Jahresendprämie für Wohlverhalten gewährt werden — sich aber dazu auch noch kackfrech zu bekennen, ist schon so miefig, daß man es bitte nicht für einen Boykottaufruf halten möchte, wenn wir aus Gründen der öffentlichen Hygiene empfehlen, das Kaufhaus als Quelle dieses unappetitlichen Gestanks bei Inversionswetterlagen zu meiden!
Frau Anne-Gesine Roggendorf-van Beek beeehrt sich, die Sturzgeburt einer neuen Kindsköpfigkeit aus dem Hause Ambrosia anzuzeigen: Das Institut für Geistheilung und esoterische Schulung hat sich gegründet als Zusammenschluß von Heilern „mit außergewöhnlichen Eigenschaften, die in dem Kontakt zu einer anderen Sphäre bestehen, die als eine bewußtere Schwingung oder als göttliche Liebeskraft umschrieben werden kann... Genaue Angaben der Krankheiten und Schäden werden an Wesenheiten in der bewußteren Sphäre weitergeleitet mit der Bitte um Kraft und Hilfe für die Leidenden.“ Wer so quatscht aber, ich sage es euch, der hat das persönliche Mantra „Heileheile, Gänschen“ verdient.
Ein fröhlicher Radler ratscht in der Reuterstraße den niegelnagelneuen Lack eines dummdreist im Wege stehenden Automobils der oberen Preisklasse an. Blind vor Wut hopsen die dazugehörigen Jungmänner, mit Goldkettchen aus der Luden-Boutique des deutschen Fußballprofis ausgestattet, in ihr heiligs Blechle, um den Radfahrer (nach eigenem Bekunden) zu erwischen und ins Krankenhaus zu schicken. Der aber kurvt über den Parkplatz des nahegelegenen Altenheims und die hochmotorisierten Verfolger knallen mit ihrem Fahrzeug direkt gegen den Pfosten eines Papierkorbs.“Das sind mindestens 5000 Mark Schaden „tobt der Fahrer. Und ringsherum lauter Grinsen. Sozusagen Comedy im öffentlichen Raum. Schönen Gruß an den Easy Rider mit Fahrrad: Gerechte Sache siegt! Ulrich Reineking-Drügemöller
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