■ Urdrüs wahre Kolumne: Yoghurtbecher nicht repariert!
Urdrüs wahre Kolumne
Yoghurtbecher nicht repariert!
Werbefernsehkucker kennen ihn, den ohrwurmigen Alte Kameraden-Spot des Totes-Tier-Verarbeiters Meica aus Bad Zwischenahn: „Ja das sind Deutschländerwürstchen, Deutschländerwürstchen...“ Dazu ein paar Deutschländervisagen wie frisch aus der Zwiebacktüte nach Mogadishu marschiert: Hier haben wir den Zeitgeist, der dem Papa in das Hirn scheißt. Getroffen hat der größte Haufen ausgerechnet den Hinterbänkelsänger Jürgen Timm (MdB) aus dem sonst so lieblichen Bremer Vorort Varrel, und so tönt dieses Deutschländerwürstchen dann per Leserbrief im anderen örtlichen Tagblatt: „Offensichtlich wollen viele nicht daran denken, daß die Beamten in unser aller Auftrag im Einsatz sind und — unabhängig von jeder Einsatzleitung oder der dafür Zuständigen — im Augenblick ihres Handelns vollständig auf sich allein gestellt sind und ihrem Auftrag entsprechend selbständig handeln müssen.“ Mit diesem verquasten Sätzchen übertrifft der Liberalinski vom Dorfe noch alles, was bislang aus CSU-und DVU-Mündern zur Würdigung der traurigen Helden von der GSG 9 gequollen ist. Warum ist sich der Kerl eigentlich so sicher, daß ihm die Jungs von Bad Kleinen nicht eines Tages ebenso selbständig in die Eier schießen?
„Dein ist mein ganzes Herz“ hat der allzeit gegen Hunger und Kindesmißhandlung singende Brillenträger Heinz-Rudolf Kunze solange in die Mikrofone gegrölt, bis ihm zu kongenialer Begleitung eine Deutsche Dogge zulief: Als Herrchen die Töle dann für ein paar Tage alleinließ auf dem großen Villengrundstück mit den Nachbarinnen Teresa Orlowski und Ober-Scorpion Schenker unweit von Hannover, da hat der vierbeinige beste Freund des Menschen prompt ein kleines Mädchen totgebissen. Vielleicht gibt' s ja bald 'ne Benefizplatte zu dieser Geschichte — wie immer engagiert, sensibel, menschlich und vor allem mit ganz viel Airplay. Is doch alles fürn guten Zweck!
Briefmarkenfreunde aufgepaßt: „Gute Nachricht für Feldpost-Sammler“ meldet der Bundeswehr-Pressedienst brandheiß aus Kambodscha, wo unsere Dschungs ein Field-Hospital betreiben: „Um an den begehrten Feldpoststempel mit der Nummer 7415 zu kommen, muß man dem Bundesministerium nur einen adressierten Freiumschlag schicken“ und schon bekommt man nach dem Stichtag 1O.August schöne Grüße aus dem Feldlazarett. Zum Stichtag 1O.September kann man dann auch schöne Grüße aus Somalia bekommen, wo man gleich vier verschiedene Feldpost-Stempelnummern erhält, wenn denn auch vier Freiumschläge eingesandt werden. Das Schönste aber für den kostenbewussten Philatelisten: Die Liebesgrüße von der Front kommen per Inlandsporto! Die Welt ist ihr Feld...
Haben Sie Ihr jüngstes Kind im Beiwagen eines Motorradgespanns gezeugt? Dann aber auf zur Kindstaufe in die St.Jürgens-Kirche im St.Jürgensland, wo am übernächsten Sonntag um 1O h der nächste Motorradfahrer-Gottesdienst stattfindet. Ob der Bub den Vornamen Harley bekommen kann oder das Mädel Honda heißen darf, klären Sie bitte vorher mit dem Standesbeamten des Heimatorts.
Wie gescheitert der gelbe Punkt wirklich ist, entnehmen Sie bitte nicht nur der immer verlogener wirkenden Physiognomie des Dual-Systematikers Wolfi Brück, sondern auch dieser Annonce aus dem Bremer Motorrad-Anzeiger: „Ich repariere keine Joghurtbecher“ inseriert da der Krad-Service Claus Schultz aus Loxstedt. Wir befürchteten dies offen gesagt schon länger...
Ulrich Reineking-Drügemöller
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