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■ Urdrüs wahre KolumneKein Stich den Wespen!

Ein schöner Anblick in unschöner Zeit soll der treuen Leserin dieser Zeilen nicht vorenthalten werden: Läuft da durch die Katharinenpassage ein zierlicher alter Herr in weißen Shorts und noch weißerem Polohemd, hat sich um das Knie eine rote Armbinde mit der Aufschrift „Helfer der Volkspolizei“ gefriemelt und spritzt mit einer Wasserpistole die vorbeihastenden Sommerschlußverkäufler naß. Nett das!

Aus Betroffenensicht kann ich der sonst so geschätzten TAZ-Kollegin -cis nur reinsten Zynismus attestieren für ihren gestrigen Beitrag über die Wespen unter dem herzigen Titel „Bloß nicht anpusten“. Jaja, keine Panik, gewiss doch – tödlich sind erst mehrere hundert Stiche. Diese Logik gilt natürlich auch für gezielte Schläge in die Fresse, die ebenfalls erst nach gehöriger Anzahl lethale Resultate zeigen – und dennoch würde kein verständiger Mensch sich auch nur einen einzigen Schlag ungestraft bieten lassen. Das weinerliche Gemäre der hauptamtlichen kleinen Tierfreunde über die bösen bösen Leute aber, die sich über die Schlupfwinkel dieser possierlichen Vampire hermachen, mag ich schon gleich gar nicht mehr hören und auch nicht die Eiapopeia-Behauptung, daß nur angegriffene Wespen zuschlagen: An einem einzigen Sonnentag im Garten plazieren diese Bestien gleich drei- und vierfach ihre Stiche auch auf dem breiten Rücken, wo nun gewiss keine Abwehrbewegung erfolgt! Notwehr ist erstes Gebot, stellt ihnen Fallen, greift zum Vorschlaghammer. Und gegen Nester soll Bauschaum ganz gut helfen...Mögen die Wespenfreunde ihre sirrenden Kumpel bitteschön heute noch eindringlich warnen!

Steht Ihr eher auf Charts als auf Volksmusi; Mögt ihr lieber Burger statt Buletten? Ist Euch Action lieber als Abhängen? All diese soziologischen Merkmale fragt ein Handzettel ab, der zur Zeit zum Besuch von Ron–s Snack auffordert, dem neuen Hamburger-Treff in der Bahnhofstraße. Wie gut, daß Sie und ich da nicht hingehören, gelle?!

Wer anno dunnemals beim KBW-Kränzchen „Lastwagen für Zimbabwe“ ein ideologisches Fleißkärtchen vom Fähnleinführer erhalten wollte, tat gut daran, auch den beliebigsten Sachverhalt etwa über die anstehende Reparatur einer Schreibmaschnine mit einem halbwegs passenden Wort des Großen Vorsitzenden zu unterstreichen. Der Schoß ist fruchtbar noch/aus dem ein solcher Unfug kroch.Lesen wir doch in den Informationen der Hansestadt Bremen vom 1.August 94 diesen hübschen Satz: „Die Systemtechnik ist“, wie es der damalige Vorstandsvorsitzende der Daimler-AG, Prof. Werner Niefer (t), einer der Gründungsväter des Instituts, anlässlich der Eröffnung vor nahezu drei Jahren formulierte, „eine entscheidende Voraussetzung, um den Herausforderungen im internationalen Wettbewerb gerecht zu werden.“ Solch goldenen Worte gehören auf jede marktwirtschaftliche Sahnetorte! Vorwärts mit dem Großen Vorsitzenden Werner, denn seine Lehren sind unsterblich!

Im Waller Supermarkt lädt eine Türkin die restlichen 6 Packungen mit Zitronentee in ihren Einkaufswagen, woraufhin sich ein Kunde bei der Verkäuferin beschwert, „daß uns die Ausländer hier alles wegkaufen!“ Die Verkäuferin eilt der Frau im Kopftuch hinterher und fragt mit einiger Verlegenheit, ob sie nicht eine Packung abtreten könne. Bereitwillig rückt die Türkin gleich zwei Pakete heraus und meint lächelnd „Das gut, bei der Hitze!“ Der undankbare Deutschmann aber knurrend: „Zuhause Kitt vonnen Wänden fressen und hier is nix gut genuch!“ Ach wenn der Hitzschlag doch ein bißchen pc-mäßig drauf wäre und solche Kerls zumindest vorübergehend auf die Matte werfen könnte...

Es locket die Ostsee zum kühlenden Bade-und nach 6 Tagen Müh und Plag braucht der Wirt den Ruhetag. Urlaub ist angesagt-und in drei Wochen geht's in neuer alter Frische weiter. Immer schön fröhlich bleiben...

Ulrich Reineking-Drügemöller

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