■ Urdrüs wahre Kolumne: Eckhoff meets Pinocchio
Da ruft mich doch eigens in den frühen Morgenstunden eine Leserin aus der ottersbergschen Anthroposophen-Szene an, um mir prustend mitzuteilen, daß mein langjähriger Kampf gegen die Bremerhavener Polit-Altlast Richard Skribelka nunmehr vom Erfolg gekrönt worden sei, insofern dieser Fischkopp aus der SPD ausgeschlossen wurde. Und haben Sie, gnädige Frau, meine Intention leider völlig mißverstanden: Der Genosse Skribelka ist eine Sozialdemokröte durch und durch, die in das SPD-Biotop von Konsum, Vulkan, Lottoblock und Neue Heimat hineingehört. Dieses feucht-warme Milieu zu bewahren als Beispiel für das vollkommene Wechselspiel zwischen Kriechtier und Schleimspur – das ist zentrale Zielsetzung meiner politischen Ökologie. Wir haben verstanden?
Na hat doch der Beirat Schwachhausen endlich mal gezeigt, daß seine Mitglieder zu den gerecht fühlenden und denkenden Menschen gehören. Und dem Abriß des knuddeligen Schaffnerhäuschens am Bürgerpark widersprochen, das jetzt noch dem Stadtstreicher als Herberge dient. Die Brachialästheten aber, die für den postmodernistischen Dünnschiß der CieCieBie-Architektur verantwortlich zeichne, sind schamlos genug, mit der stählernen Birne noch das Sichtfeld für ihren Schweinkram freiballern zu wollen: Dödelschwenker der Stadtplanung, die ein Wilhelm Kaisen noch vom nährenden Kompost geprügelt hätte. Und möchten wir aber auch jene herzigen Menschen warnen, die hier „Kultur im Schaffnerhaus“ veranstalten wollen: Stolze Berber werden ihre Vertreibung aus dem bescheidenen Paradies für die Zurschaustellung irdener Töpflein genausowenig hinnehmen wie für monochromatische Lichtstrukturen oder nonverbale Kommunikations-Installationen!
Nachdem ein amtierender Papst das letzte Mal im Jahre 799 das Erzbistum Paderborn besuchte, hält das Best-Western(!)-Hotel in Bad Lippspringe zu diesem Jahrtausendereignis heuer für den Juni ein „special offer“ bereit, das für schlappe 953 Mark nicht nur Begrüßungscocktail, Frühstücksbuffet und Wahlmenue am Abend bei 7 Übernachtungen enthält, sondern auch die Saunanutzung und den Besuch der Eucharistiefeier. Wir wissen nicht, wo Eugen Drewer- und Uta Ranke-Heinemann logieren, aber brachten immerhin in Erfahrung, daß für die Dauer dieses touristischen Events die Condomeria aus den Toilettenanlagen des Hotels entfernt und durch den Rosenkranz in der Nachttisch-Schublade ersetzt wird. Und außerdem führt die Prozession direkt am Best Western vorbei, „wo sich die Gäste anschließen können“. Amen!
So Du eine Mama hast, vergiß nicht den Muttertag! Am kommenden Sonntag haben alle Muttis freien Eintritt im Hollywood-Safariland bei Schloß Holte-Stukenbrock. Eingeschlossen ist die Fahrt im Miniaturzug durch den Affenfelsen, wo das Füttern der Schimpansenbabies ausdrücklich erlaubt ist. So kommt Muttern auch an ihrem Ehrentag nicht ganz aus der Übung.
Heia, so geht's in den Vatertag! An Himmelfahrt lädt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche auf der hafa-mäßigen Verbrauchermesse „Harz und Heide“ in Braunschweig in Tateinheit mit der Motorradfahrer-Seelsorge laut „epd“ dazu ein, „einen idealen Mann zu basteln.“ Prinzipiell bevorzugen wir das Laubsägemodell Pinocchio, aber wenn die Mannomann-Püppchen hinterher einer rachsüchtigen Voodoo-Hexe geschenkt werden, empfehlen wir als Maßvorlage die Herren Gerd „Zörrgiebel“ Glogowski, Jens „Handballdame“ Eckhoff und Claus „Spezi“ Dittbrenner.
Ulrich Reineking etc.
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