■ Urdrüs wahre Kolumne: Gut und preiswert agitiert
Nach der Woche Müh und Plag', braucht der Wirt den Ruhetag. In Verfolgung dieser Gastronomenweisheit zieht es Mensch in Urlaub, in diesem Fall nach Kröpelin in die Datsche, irgendwo zwischen Wismar und Rostock. Die Hansestadt war immerhin Patenstadt von Bremen, und Wimpel in einer Kneipe am Hafen erinnern noch daran: Allerdings wird das daraufgedruckte Partnerverhältnis von Jan Hinnerk Volksmund heftig dementiert, mit einem Todeszeichen-t dahinter und der Filzstift-Formel „Vulkansäue, Werder-Schweine, Beck's Pisse“. So ändern sich die Zeiten. „Und wenn der Hennemann hier zur Demonschratschon gekommen wäre, den hätten wir totgeschlagen!“ sagt mein Nachbar am Tresen.
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Hallo, Trappmann! Tach, Herr Ausländeramt! Was muß man da selbst in ostdeutschen Tageszeitungen lesen? Bei Eurem hoheitlichen „Ausländer raus“ bedient Ihr Euch der Hilfe einer „Pandi Services GmbH“? Privatisierung der Abschiebung? „Repatriierung“ durch Profis? Womöglich noch von meinem Geld? Und wer soll das bezahlen, was ich fressen müsste, um auch nur halbwegs angemessen kotzen zu können? Fragen über Fragen und kein einziger Magenbitter weit und breit als Antwort! Und wehe euch, wenn ich meine Wut durch Profis wahrnehmen lasse. Werner, das kesselt!
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Man nehme ein Foto von Präsident Hans Olaf Henkel vom Bundesverband der Deutschen Industrie (vormals Harzburger Front, später Harzburger Modell), dann engagiere man die inzwischen sicher preiswerte Synchronstimme von Dschi Arr Ju-ing und lasse diesen Satz aus dem Henkel-Interview der „Frankfurter Rundschau“ vortragen, auffem Sozi oder Arbeitsamt: „Ich bin ein Fan von Solidarität mit den sozial Schwachen“. Kann effektive Agitation preiswerter sein?
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Wie erfolgreich meine nunmehr zehnjährige Gülle-Kam-pagne gegen überwiegend sozialdemokratische Wassersportler in Netzhemd, Prinz-Heinrich-Mütze und bequemen Freizeit-Shorts ist, das wird auch dadurch belegt, daß sich selbst CDU-Fraktionschef Ronald- Mike Neumeyer jetzt „aus ökologischen Gründen“ gegen eine Regattastrecke am Sportpark Grambke ausgesprochen hat. Zwar mag ich zusätzliche und höchst eigennützige Motive des Herrn mit dem anspruchsvollen Vornamen nicht ausschließen, aber im Kampf gegen die Wassersportler aus Gröpelingen und anderswo wären uns selbst Walter Kempowski oder Waltraud Schoppe als Verbündete recht!
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Im mecklenburgischen Krämerladen (vormals Konsum) die Frage nach Grillkohleanzündern: „Hewt wie nich, vielleicht bei Plus!“ Und auf die Frage nach dem Weg zum Plusmarkt die Antwort: „Dat segg ich nich. Mutt ick ooch nich, dat is mien Konkurrenz!“ Mit so schlichten Worten kann man ein Plätzchen in meinem Herzen finden und mich als Stammkunden gewinnen!
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Das tat der Seele wohl, dieses internationalistische Piratenstück des deutschen und italienischen Proletariats auf der Probefahrt der „Costa Victoria“ mit Design-Zappzapp. Wenn das Schule macht und wenn erst Dario Fo daraus ein Theaterstück entwickelt und dies in Bremen als Myusicäl herauskommt und bei der Premiere der Medizinmann Karsten Vilmar und das senatorische Weichhirn Frank Haller gemeinsam heulend und in Panik die Stadt verlassen, weil sie wissen, was nun kommen wird und schon so lange muß: Das wär ein Tag, viel wunderschöner noch als heute ... Freundliche Urlaubsgrüße aus der DDR
Euer Klassenkamerad Ulrich
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