■ Urdrüs wahre Kolumne: Keine Gnade für Plüschkröten
Rechtzeitig zum sogenannten Volkstrauertag gruben Mitglieder eines Arbeitskreises für Ethik an der ev. Fachhochschule Hannover ein Todesurteil deutscher Wehrmachtsrichter gegen einen deutschen Deserteur von Weltkrieg zwo aus den Archiven der Unmenschlichkeit aus, das nach Kriegsende (!) in einem holländischen (!) Kriegsgefangenenlager mit Billigung (!) der kanadischen (!) Wachsoldaten und -offiziere gefällt und mit leihweise eigens dazu überlassenen Waffen (!) der kanadischen Armee auch noch exekutiert wurde: Dies zu wissen und zu erkennen, daß diese Schweinepriester allesamt gemeingefährliche Irre sind, dürfte nunmehr bestimmt jedem schlichten STN-Atlas-Proleten erkennbar sein. Denn sie wissen, was sie tun!
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Daß die Bremer Obernstraße in dieser fröhlichen, seligen und gnadenbringenden Weihnachtszeit nicht illuminiert werden soll, ist sicher nur vordergründig dem schlichten Geiz der Damen und Herren Karstadt, Hennes, Mauritz, van Houten, Fielmann, Jean Pascale und Hussel zu verdanken, sondern vor allem wohl ein Stück Rückbesinnung auf den wahren Kern des Festes. Und so werden wir es wohl erleben, daß die Hirten, Ochsen und Esel der City-Werbegemeinschaft im Brill-Tunnel ein besinnliches Krippenspiel aufführen, die Penner stellvertretend für Maria & Josef in ihre Herbergen aufnehmen und dazu einladen, statt Handy, Paloma-Picasso-Literflaschen und güldenen Krawattennadeln Paranüsse, Mandarinen und vor allem sehr viel Liebe zu verschenken. So gefällt es uns!
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Fachmann Rüdiger Proske, den Bernd E. Neumann in seiner Sanitätsgefreiten-Offensive gegen die Wehrmachtsausstellung und zur Bindung des DVU-Stammpublikums bemüht, ist als ehemaliger Bruchpilot Quax im Kampfe gegen Engeland exakt von jenem Schlage, der sich bei Akzeptanz dieser Dokumentation selbst als verbrecherisches Arschloch begreifen und in preußischer Tradition mit der Pistole diskret ins Nebenzimmer gehen müßte. Mit dieser gleichen Logik könnte man künftig den südoldenburgischen Eierbaron Anton Pohlmann als Sachverständigen zum Thema Käfighaltung berufen oder den Bremerhavener Stadtältesten Richard Skribelka zum Lehrstuhlinhaber für politische Ethik.
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Stattdessen aber wird der Kollege Richard aus gutem Grund als Fleisch vom eigenen Fleische nun doch nicht aus der SPD ausgeschlossen. Sondern von der Fa. Steiff für die Plüschtierserie „Bedrohte Arten“ als Modell für die im feucht-warmen Milieu des Gebens und vor allem Nehmens anzutreffende Gemeine Sozialdemokröte herangezogen, den Mitgliedern der Wittheit zu Bremen auch als „Consumus Vulgaris“ bekannt. Pro verkauftem Richie gibt es eine Fischfrikadelle für das Heimholungswerk des Hafenressorts, das rechnet sich.
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Mit großer Freude hört der Waller Separatist im niedersächsischen Exil von den Bestrebungen der Blumenthaler, sich von der Oberhoheit des Schütting zu befreien: Der Anschluß an Niedersachsen aber kann doch wohl nicht die Lösung sein. Wir empfehlen vorläufig eine freiheitliche Allianz zwischen Viertel, Walle und Blumenthal, eventuell unter Einschluß von Bürgerpark ohne Rebers und Weserstadion mitsamt Stadtwerder in Kooperation mit den übrigen Parzellengebieten.
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Überall versprechen Arbeitsämter und Wohlfahrtsverbände derzeit liebenswert lispelnde Nikoläuse und polterfreie Weihnachtsmänner zur Miete. Callboys mit prallem Geschenkesack ganz ohne Rute und böse Worte. Bleibt unter uns Erziehungsberechtigten als potentiellen KundInnen solcher Weicheier und Leisetreter die Frage „Wollen wir das?“ Ich jedenfalls möchte den gestrengen Kerl im roten Mantel, der dieser vermaledeiten Brut aus dem Goldenen Buch der Missetaten endlich mal die Leviten liest. Nachgiebig, inkonsequent und gutmütig sind wir Bullerbü-Sozialisierten doch schon selbst genug! Meint jedenfalls in geziemendem Ernst
Ulrich „Ruprecht“ Reineking
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